Am Weihnachstag fielen 40 Menschen einer Reihe islamistisch motivierter Anschläge auf Kirchen zum Opfer. Dutzende weitere wurden verletzt.

Am Weihnachstag fielen 40 Menschen einer Reihe islamistisch motivierter Anschläge auf Kirchen zum Opfer. Dutzende weitere wurden verletzt. Zu der schwersten Explosion, bei der während eines Gottesdienstes in einer Kirche nahe der Hauptstadt Abuja mindestens 35 Menschen ums Leben kamen, bekannte sich die islamistische Sekte Boko Haram. In der zentral gelegenen Stadt Jos sowie im Nordosten des Landes wurden weitere Angriffe verübt. Der Vatikan verurteilte die „terroristische Gewalt“ gegen Christen am Weihnachtsfest aufs Schärfste.

Mindestens 35 Leichen wurden Rettungskräften zufolge im Bereich der katholischen Kirche St. Theresa in Madalla bei Abuja geborgen. Die Zahl der Verletzten wurde am Abend mit 52 angegeben. Die Behörden teilten mit, es stünden nicht genügend Krankenwagen zum Transport von Verwundeten zur Verfügung. Die Rettungsarbeiten seien zunächst zusätzlich von wütenden Menschengruppen behindert worden, die niemanden mehr in die schwer beschädigte Kirche hätten hineinlassen wollen. Erst als Soldaten vor Ort waren, wichen die aufgebrachten Menschen den Angaben zufolge zurück.

Auch zu dem Anschlag in Jos bekannt sich die Sekte Boko Haram, die bereits im vergangenen Jahr am Weihnachtstag bei einer Serie von Attentaten 32 Menschen getötet und 74 weitere verletzt hatte. Nach Angaben eines Regierungssprechers eröffneten Bewaffnete nach der Explosion einer Bombe vor einer Kirche in Jos zudem das Feuer auf die örtlichen Sicherheitskräfte. Mindestens ein Polizist sei dabei getötet worden. In einem Gebäude in der Nähe der Kirche seien zwei weitere Sprengsätze rechtzeitig entdeckt und entschärft worden.

Aus der nordöstlichen Stadt Damaturu wurde am frühen Nachmittag von zwei weiteren Explosionen berichtet. Eine davon sei durch die Autobombe eines Selbstmordattentäters vor einem regionalen Büro der Geheimpolizei verursacht worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Drei Menschen seien durch die Detonation getötet worden. Der militärische Kommandeur, dem der Anschlag offenbar gegolten habe, sei jedoch nicht zu Schaden gekommen.

In einem Interview mit der Zeitung „The Daily Trust“ bestätigte ein Sprecher der Gruppe Boko Haram, dass diese hinter den Anschlägen in Madalla und Jos stecke. Nigeria war zuletzt immer wieder von Bombenanschlägen und Attentaten der radikalen islamischen Sekte erschüttert worden. Einer Zählung der Nachrichtenagentur AP zufolge ist die Sekte allein in diesem Jahr für mindestens 504 Todesopfer verantwortlich gewesen.

Der Vatikan verurteilte die jüngsten Anschläge in Nigeria am Sonntag aufs Schärfste. Die tödlichen Angriffe am Weihnachtstag seien ein Zeichen von „Grausamkeit und absurdem, blindem Hass“, der keinen Respekt vor Menschenleben zeige, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Die katholische Kirche bete für alle Nigerianer, die „in diesen Tagen, die von Friede und Freude geprägt sein sollten, terroristischer Gewalt“ ausgesetzt seien.

Auch Außenminister Guido Westerwelle verurteilte die Anschläge in Nigeria sowie einen weiteren in Afghanistan, der am Sonntag mindestens 19 Menschen das Leben kostete. „Auch am Weihnachtstag bleibt die Welt leider nicht von der Feigheit und dem Schrecken des Terrorismus verschont“, sagte er in Berlin. Westerwelle rief dazu auf, „sich dem Übel des Terrorismus, von Gewalt und Unterdrückung mit ganzer Kraft entgegen zu stellen, in Afghanistan und Nigeria ebenso wie in Syrien, in Weißrussland und anderswo“.