Präsident Goodluck Jonathan reagiert damit auf die Terroranschläge von Weihnachten. Betroffen sind Gebiete im Norden des afrikanischen Landes.

Abuja. Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hat nach der Anschlagsserie auf Christen an Weihnachten über Teile seines Landes den Notstand verhängt. Betroffen waren Gebiete im Norden, wo Islamisten aktiv sind. Die Grenzen würden dort geschlossen, „bis Normalität wieder hergestellt ist“, sagte Jonathan in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede. Der Verteidigungschef sei zudem angewiesen worden, eine neue Anti-Terror-Truppe zu bilden.

Zuvor hatte der Präsident unter hohen Sicherheitsvorkehrungen der katholische Kirche St. Theresa in Madalla am Rande der Hauptstadt Abuja einen Besuch abgestattet. Dort waren Angehörige der Opfer zusammengekommen, die in dem Gotteshaus getötet worden waren. Mitglieder der islamischen Sekte Boko Haram hatten am ersten Weihnachtsfeiertag Anschläge auf mehrere Kirchen im ganzen Land verübt. Bei dem schwersten in der St.-Theresa-Kirche starben 37 Menschen, 57 wurden verletzt. „Wir werden die Terroristen vernichten“, sagte Jonathan den Trauernden bei seinem Besuch.

Kurienkardinal Jean-Louis Tauran kritisierte unterdessen Reaktionen von Spitzenvertretern nichtchristlicher Religionen auf Gewalttaten. Es sei wenig hilfreich, etwa für die jüngsten Anschläge auf Kirchen in Nigeria Extremisten der einen oder anderen Religion verantwortlich zu machen, sagte der Leiter des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. In einem Interview der vatikanischen Tageszeitung „Osservatore Romano“ forderte er am Sonnabend, nach solchen Fällen müssten die religiösen Autoritäten nachhaltig für Frieden und Versöhnung eintreten. Dies machten aber nur wenige außer Papst Benedikt XVI. Bei den Anschlägen an Weihnachten starben rund 40 nigerianische Christen.

Jeder religiöse Führer müsse sich dringend darum bemühen, den Mitgliedern seiner Glaubensgemeinschaft eine Mentalität des Friedens zu vermitteln, so Tauran. Zugleich hob er hervor, dass die katholische Kirche bestrebt sei, „in jedem Winkel der Welt“ den Dialog zwischen den Religionen zu fördern. Dieser müsse auf gegenseitigem Respekt und der Suche nach der Wahrheit beruhen. Dass die Bemühungen der Kirche auch von nichtchristlichen religiösen Führern aus der ganzen Welt anerkannt würden, stelle das „vielleicht wichtigste Ergebnis“ des Weltfriedenstreffens im italienischen Assisi im Oktober dar, betonte Tauran.