Anrainer des Persischen Golfs werden mit modernen Waffen ausgestattet. Sorge vor einem Militärschlag Israels gegen Nuklearanlagen wächst.

Hamburg/Washington. Diese Pilgerfahrt war eine der heikelsten in den vergangenen Jahren. Über drei Millionen Muslime begaben sich auf die fünftägige Tour nach Mekka. Und die Behörden in Saudi-Arabien hielten den Atem an. Sie verschickten Millionen von SMS mit Sicherheitshinweisen an die Pilger der Hadsch. Die Angst vor einer Massenpanik war das eine. Die erste Wallfahrt nach dem Arabischen Frühling, nach dem Sturz und der Tötung von Muammar al-Gaddafi in Libyen versetzt jedoch die gesamte arabische Halbinsel in Alarmbereitschaft. Denn die Herrscher des saudischen Königshauses, in Kuwait, in Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten fürchten, dass der muslimische Ritus zu einer politischen Demonstration werden könnte. Denn die Protagonisten der Arabellion hatten auch den Ausruf "Allahu akbar" ("Gott ist groß") auf den Lippen, als sie die Despoten in Tunesien, Ägypten und Libyen aus dem Amt fegten. Und nach dem Ende der Pilgerfahrt Hadsch fällt den Menschen im gesamten Nahen Osten die nächste Zerreißprobe vor die Füße.

Der Streit um das iranische Nuklearprogramm und einen möglichen Angriff Israels, bevor die Mullahs in Teheran eine Atombombe in Händen halten, wirft einen gewaltigen Schatten auf die Region. Und just zu diesem Zeitpunkt lässt US-Präsident Barack Obama durchsickern, dass er die amerikanischen Partner in der Region massiv aufrüsten will - als Bollwerk gegen die Atompläne des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad.

Es geht um "Blockbuster", die Bomben, die die Bunker knacken. Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen 4900 dieser Bomben erhalten. Damit könnten aus der Luft unterirdische Bunker und Tunnel angegriffen werden, in denen die iranischen Experimente an Atomwaffen vermutet werden. Das berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums. Das Ziel des geplanten Waffenexports sei auch, den Einfluss Teherans einzudämmen, wenn die USA ihre Truppen aus dem Irak abziehen, berichtete das "Wall Street Journal".

Die ölreichen Emirate haben gute Kontakte zum Iran. Aber die Scheichs der regierenden Al-Nahyan-Familie gelten als drastische Verfechter scharfer Maßnahmen gegen das iranische Nuklearprogramm.

Gleichzeitig jedoch hat US-Verteidigungsminister Leon Panetta vor den Folgen eines Militärschlags gegen den Iran gewarnt. Ein solcher Schritt könne "unbeabsichtigte Konsequenzen" haben - mit ernsthaften Auswirkungen auf die Region und die dort stationierten US-Truppen. Statt der in Israel geführten öffentlichen Debatte über einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes plädierten Panetta und Bundeskanzlerin Angela Merkel für schärfere Sanktionen.

Merkel vermied in einem Interview der "Leipziger Volkszeitung" eine klare Absage an militärische Aktionen. "Es gibt eine ganze Reihe von Ländern auf der Welt, die militärische Optionen aus sehr grundsätzlichen Erwägungen nicht ausschließen." Sie wünsche sich, dass die diplomatischen Spielräume genutzt würden. Dagegen erklärte das chinesische Außenministerium in Peking, Sanktionen würden nur den Beziehungen zum Iran schaden. Vorrang müssten Dialog und Zusammenarbeit haben. Auch Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon warnte vor einer Militäraktion gegen den Iran. Nur durch Verhandlungen lasse sich der Konflikt lösen, sagte sein Sprecher.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat dem Iran vorgeworfen, an der Entwicklung von Kernwaffen gearbeitet zu haben, und nicht ausgeschlossen, dass diese Arbeiten noch anhalten. Iran streitet das ab, lehnt jedoch internationale Kontrollen ab. In Israel wird diese Entwicklung als Bedrohung gesehen, da der iranische Präsident Ahmadinedschad Israel wiederholt das Existenzrecht abgesprochen hat.

Der geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hat die USA und Israel vor einem Angriff auf den Iran gewarnt. Im Falle einer Attacke werde sein Land "mit eiserner Faust" zurückschlagen. Die Warnung wurde vom staatlichen iranischen Hörfunksender verbreitet.

Derweil wappnet sich Israel gegen Anschläge auf Flugzeuge mit Waffen, die von Extremisten während des Umsturzes in Libyen erbeutet wurden. Der Einbau von Raketenabwehrsystemen in israelische Flugzeuge werde beschleunigt, sagte ein Sicherheitsvertreter. Militanten Palästinensern und Al-Qaida-Anhängern im ägyptischen Sinai sei es gelungen, in den Besitz von Raketen zu gelangen, die von der Schulter aus abgefeuert werden können.

Israels größter Flughafen Ben Gurion liegt rund zehn Kilometer vom besetzten Westjordanland entfernt. Bislang gibt es dem israelischen Vertreter zufolge keine Erkenntnisse darüber, dass für Flugzeuge gefährliche Raketen in das Gebiet gelangten. Maschinen der Fluggesellschaft El Al und von zwei weiteren israelischen Unternehmen werden zurzeit mit dem Abwehrsystem ausgerüstet. Begonnen wurde der Schutz von Flugzeugen, nachdem 2002 Al-Qaida-Kämpfer in Kenia versuchten, eine El-Al-Maschine mit israelischen Touristen an Bord abzuschießen.

Nachfolgend eine Übersicht über Irans bekannteste Nuklearanlagen:

Natans: In der unterirdischen Fabrik südöstlich von Teheran wird schwach angereichertes Uran produziert. Es wird für die Stromgewinnung, aber in hoch angereicherter Form auch für Atomwaffen benötigt. Für den Bau einer Atombombe müsste Uran auf 80 Prozent und mehr angereichert werden. GHOM: 2009 gab Teheran die Existenz einer weiteren, lange geheim gehaltenen Anreicherungsanlage südlich von Teheran zu, die noch nicht in Betrieb ist. Die Fabrik in einem Tunnelsystem auf einem früheren Militärgelände nahe der Schiiten-Hochburg Ghom bietet Platz für 3000 Zentrifugen zur Urananreicherung.

Buschehr: Nach der islamischen Revolution von 1979 zog sich die deutsche Kraftwerk Union (KWU) aus dem Projekt zurück. Später stiegen die Russen in Buschehr ein. In den beiden Atomreaktoren im Südwesten des Landes wurden im Oktober 2010 die ersten aus Russland gelieferten Brennelemente geladen – 35 Jahre nach Baubeginn. Im September 2011 ging Irans erstes Atomkraftwerk offiziell in Betrieb.

Isfahan: Im Zentrum der iranischen Kernforschung gibt es eine Anlage zur Produktion von Kernbrennstäben. Auch das in Zentrifugen zur Urananreicherung benötigte Hexafluoridgas wird südlich von Teheran hergestellt. ARAK: Den USA ist seit 2002 die Existenz des unfertigen Schwerwasserreaktors im Westen des Landes bekannt. Hier fällt Plutonium an, das für die Bombenproduktion verwendet werden könnte.

Teheran: Der kleine Leichtwasserreaktor in der Hauptstadt wurde noch zu Zeiten des 1979 gestürzten Schahs mit US-Hilfe gebaut. Er soll Material für medizinische Zwecke produzieren. Dazu benötigt er angereichertes Uran.

Karadsch: Seit den 1990er Jahren arbeitet nahe der Hauptstadt ein Nuklearforschungszentrum, das vor allem medizinischen Zwecken dienen soll.