Zwei von drei Behörden, die er im Fall einer erfolgreichen Wahl zum US-Präsidenten zu streichen gedenkt, konnte Rick Perry noch nennen. Bei der dritten hieß es nur noch “Oops“...

Washington. Upps, das war es dann wohl mit dem Weißen Haus. Mit den wahrscheinlich peinlichsten 53 Sekunden in seiner politischen Karriere katapultierte sich der Republikaner Rick Perry nach einhelliger Meinung der US-Presse hochkant aus dem Rennen um die Präsidentschaft. Mitten in einer hitzigen TV-Debatte über die Zukunft Amerikas mit seinen innerparteilichen Konkurrenten schien sein Gedächtnis ein Nickerchen einzulegen. Er wolle nach seiner Wahl zum Präsidenten drei Behörden abschaffen, proklamierte er voller Stolz. „Bildung, Handel“ – doch die dritte fiel ihm nicht mehr ein.

+++ Wer kann Obama schlagen: Bachmann, Perry, Palin? +++

Den Zuschauern an den Fernsehern bot sich am Mittwochabend ein Schauspiel, das Komiker nicht hätten besser auf die Bühne bringen können: Eine Ewigkeit ringt der 61-Jährige verzweifelt um das richtige Wort. Er schaut hilfesuchend die Kontrahenten an, lächelt verlegen, starrt auf seine Notizen, wedelt mit den Händen, bemüht sich vom Thema abzulenken. Unerbittlich fragt der Moderator, ob Perry seine Aufzählung beenden kann. „Die dritte, kann ich nicht“, gesteht er und sagt, was wohl niemand jemals vom mächtigsten Mann der Welt hören will: „Oops“.

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„Das war der schlimmste Moment in der Geschichte moderner TV-Debatten“, kommentierte eine Moderatorin des Senders CNN den Auftritt am Donnerstag. „Das war die menschliche Variante des Space Shuttle „Challenger„“, das vor 25 Jahren vor aller Augen explodierte, beschreibt Mark McKinnon, ein Berater des früheren Präsidenten George W. Bush, die Szene in der „New York Times“. Er muss es wissen, galt sein Ex-Chef doch als Meister der Versprecher: „Sie haben mich fehlunterschätzt“, ist nur ein Beispiel aus Bushs Zitatenschatz.

+++ Sexuelle Belästigung: Verdacht gegen Republikaner Cain +++

Der Vergleich mit Bush ist nicht weit hergeholt: Perry ist sein direkter Nachfolger als Gouverneur von Texas. Vom Dialekt über seinen Gang à la John Wayne bis hin zu seiner absoluten Waffenverliebtheit pflegt er sein Image als Cowboy. Das versuchte er auch nach dem Debatten-Debakel in Detroit (Michigan) für sich zu nutzen. „Ich bin froh, dass ich heute Abend meine Stiefel an hatte, weil ich da draußen voll hineingetreten bin“, sagte er, freilich ohne das Sch-Wort zu benutzen, als er sich vor dem Saal den Reportern stellte.

+++ Fernsehdebatte: Zickenkrieg der Kandidaten +++

Es ist ein unglaublicher Absturz des einstigen Shooting-Stars der Republikaner. Ewig hatten Parteigenossen ihn gedrängt, ins Präsidentenrennen einzusteigen. Als er im Sommer endlich zusagte, schoss er in den Umfragen gleicht an die Spitze. Doch dann kamen die Fernsehdebatten und eine Reihe von Stotterern und Fehlaussagen. Schon Ende Oktober meinte Perry: „Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann wahrscheinlich, dass ich überhaupt jemals diese Debatten mitmachte.“ Er betonte am Donnerstag in zahlreichen Interviews zwar, an seiner Kandidatur festzuhalten – doch seine Chancen gelten nun als minimal.

„Er tut uns allen sehr Leid“, sagte die Mitbewerberin Michelle Bachmann. Doch das Mitleid dürfte eher der republikanischen Partei insgesamt gelten. Ihre Kandidaten „implodieren“ einer nach dem anderen, schreibt das Online-Magazin Politico. Herman Cain hat einen Skandal um sexuelle Belästigung am Hals, Bachmann vergrault ihre Wahlkampfhelfer. Ron Paul stellt sich mit radikalen Positionen ins Abseits, Newt Gingrich wiederum ist vielen nicht radikal genug. Und Rick Santorum wie Jon Huntsmann nimmt das Volk schlicht nicht wahr.

Bleibt nur Mitt Romney, der von Beginn an in den Umfragen ganz vorne mitspielte. Der Enthusiasmus für ihn hält sich bei den Republikanern aber in Grenzen. Gerade mal ein Fünftel von ihnen sagte in einer Umfrage der „Washington Post“, er treffe mit seinen Positionen ihren Nerv. Dass er ehrlich und vertrauenswürdig sei, meinten noch etwas weniger. Ob das für die Wahl in einem Jahr reicht?

Angesichts all dessen dürfte sich Präsident Barack Obama heimlich ins Fäustchen lachen. Er kann mit der Macht des Weißen Hauses im Rücken dem Volk seine Politik erklären, während sich seine Gegner selbst demontieren.