Herman Cain bleibt trotz Vorwürfen sexueller Belästigung Bewerber um die Kandidatur der Republikaner für die US-Präsidentschaftswahl.

Scottsdale/Washington. Der mit Vorwürfen sexueller Belästigung konfrontierte republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Herman Cain bleibt weiter im parteiinternen Rennen um die Kandidatur. Er werde nicht aufgeben, sagte Cain am Dienstag in einer Pressekonferenz in Scottsdale, Arizona. Tags zuvor hatte ihn die insgesamt vierte Frau aufdringlicher Annäherungsversuche beschuldigt. Cain betonte erneut, er habe sich nie unangemessen verhalten, und die mutmaßlichen Zwischenfälle seien "einfach nicht passiert“. Wenn es einen guten Grund dafür gebe, sei er zu einem Test mit einem Lügendetektor bereit, sagte Cain. Er warf den Demokraten vor, sie hätten eine Schmutzkampagne gegen ihn ins Leben gerufen. Bis zum Auftauchen der Vorwürfe Ende Oktober lag Cain im Umfragen vor seinen republikanischen Konkurrenten in Führung. Laut einer am Wochenende veröffentlichten Umfrage von "Washington Post“ und ABC liegt Cain im Vorwahlrennen Kopf an Kopf mit Mitt Romney, dem Gouverneur von Massachusetts. Die mehrmonatige Nominierungsphase der Partei beginnt am 3. Januar.

In der Pressekonferenz hatte sich Cain erstmals zu den Anschuldigungen geäußert. Der 65-Jährige erklärte, er werde sich davon nicht kleinkriegen lassen und denke nicht daran, aus dem Rennen auszusteigen. "Das wird nicht geschehen“, sagte Cain. Auch von Protesten im Rahmen der Pressekonferenz ließ sich Cain nicht beirren. Vor dem Gebäude in Scottsdale klagte eine Frau den Präsidentschaftskandidaten an. "Hey Herman, wieviele Frauen willst du noch Lügnerinnen nennen?“, stand auf dem Plakat einer Demonstrantin.

Insgesamt vier Frauen haben Cain anzügliches Verhalten vorgeworfen, alle angeblichen Vorfälle sollen sich in den 90er Jahren ereignet haben. Während sich drei der Anklägerinnen bisher über Einzelheiten ausschwiegen, war am Montag die vierte mit Details an die Öffentlichkeit gegangen. Er habe ihr vor 14 Jahren unter den Rock gegriffen und sie bedrängt, sagte Sharon Bialek, eine frühere Angestellte des Gaststättenverbandes National Restaurant Association (NRA), deren Chef Cain einst war.

Cain sagte dazu in Scottsdale, er habe Bialek bei deren Fernsehauftritt am Montag zum ersten Mal gesehen und habe auch ihren Namen vorher nicht gekannt. "Diese Vorfälle haben schlicht nicht stattgefunden“, so der ehemalige Chef einer Pizza-Fastfoodkette weiter. Er machte die "demokratische Maschine“ für die "Kampagne“ gegen ihn verantwortlich, schränkte dann aber auf Reporterfragen ein, dass es dafür keine Beweise gebe.

Neben Bialek hat bisher nur eine weitere Anklägerin ihre Identität publik gemacht. Karen Kraushaar, mittlerweile eine Sprecherin des US-Finanzministeriums, bestätigte am Dienstag in einem Interview der "New York Times“, dass sie in den späten 90er-Jahren Beschwerde bei der NRA wegen anzüglichen Verhaltens einlegte und der Fall dann mit einer finanziellen Abfindung beigelegt wurde.

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Sie gehe jetzt mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit, weil sie anderen Frauen mit ähnlichen Erfahrungen „eine Stimme“ geben wolle. Nach einem Bericht der Webseite Politico aus der vergangenen Woche haben sich mindestens weitere zwei Frauen in den 1990er Jahren über anzügliches Verhalten Cains beschwert.

Bialeks Anwältin Gloria Allred sagte: "Wenn wahr ist, was meine Mandantin sagt, bin ich angewidert. Dieser Mann, der Präsident werden will, hat Amerika belogen.“ Von zwei Bekannten Bialeks lägen schriftliche Zeugenaussagen vor, in denen diese bestätigten, dass die Frau damals über den Abend berichtet habe. Allred ist eine prominente Feministin. Nach eigenen Angaben führt ihre Kanzlei die meisten Frauenrechtsprozesse in den USA.

Mit Material von dpda und dapd