Nach ersten Angaben war das Feuer jedoch harmlos. Demnach hatte sich auf dem Dach des Hochhauses eine elektrische Anlage stark überhitzt.

New York /Hamburg. Einen Tag vor dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 hat eine große Rauchsäule über einem Hochhaus in Manhattan die New Yorker beunruhigt. Der Qualm stieg am Sonnabendnachmittag (Ortszeit) vom Dach eines Wolkenkratzers in der Madison Avenue auf; nur wenige Hundert Meter nördlich des bei Touristen beliebten Union Squares.

Nach ersten Angaben war das Feuer jedoch harmlos. Demnach hatte sich auf dem Dach des Hauses eine elektrische Anlage überhitzt. Menschen wurden nicht verletzt: Der Brand war schnell gelöscht.

Viele Augenzeugen fühlten sich jedoch an den Tag vor zehn Jahren erinnert, als islamistische Terroristen zwei Flugzeuge in das World Trade Center gesteuert und fast 3000 Menschen getötet hatten. Damals hatten gewaltige Rauchsäulen über Manhattan gestanden.

Der Terror, der aus Hamburg nach New York kam

"Das waren die dramatischsten Tage meines Lebens", sagt Olaf Scholz. "Die Erinnerungen daran werden mich bis ans Lebensende nicht verlassen." Vor dem Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA spricht Hamburgs Erster Bürgermeister, damals Innensenator, erstmals in einem Abendblatt-Dossier darüber, wie er die Ereignisse erlebte, die die Welt und auch Hamburg veränderten - weil der Terror, der etwa 3000 Menschen das Leben kostete und zwei verheerende Kriege auslöste, aus der Hansestadt kam.

"Wir werden uns aus der Verantwortung nicht herausstehlen können, dass drei der Terroristen in Hamburg gelebt und auch hier ihre Terrorpläne geschmiedet haben", sagt Scholz, der als SPD-Innensenator für die Sicherheit in der Stadt verantwortlich war. Fassungslos sei er angesichts der Fernsehbilder von den brennenden und einstürzenden Türmen des World Trade Centers in New York gewesen und "bis heute entsetzt". Als am Tag nach den Anschlägen klar wurde, dass die führenden Köpfe des islamistischen Terrorkommandos ihre Selbstmordaktionen von der Hansestadt aus vorbereitet hatten, habe ihn das bis ins Mark getroffen. Die Anschläge und die Erkenntnis, dass ihre Wurzeln in der Hansestadt lagen, hätten Hamburg verändert, sagt Scholz: "Der 11. September hat die Bürger dieser Stadt zusammenstehen lassen. Er hat die Solidarität mit den Bürgern Amerikas sehr gestärkt."

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Fassungslos ist bis heute auch Matthias Frinken. Der Stadtplaner, in dessen Hamburger Büro Mohammed Atta, der Anführer der Terrorgruppe und einer der Todespiloten, in den 90er-Jahren einen Aushilfsjob hatte, sagt: "Ich zweifle immer noch an meiner Menschenkenntnis." Atta, damals Student an der TU Harburg, sei "der beste Zeichner, den wir je hatten" gewesen, nett und zuvorkommend. Die letzte Arbeit, die der spätere Todespilot für das Büro erledigte, besitzt Frinken noch heute. Es ist ein Stadtplan von Neuruppin.

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Es ist diese Banalität des Bösen, die auch im Gedächtnis von Heinz Rieck tiefe Spuren hinterlassen hat. In seinem Geschäft in der Marienstraße in Harburg ließ Mohammed Atta seine Schuhe reparieren. Das Haus mit der Nummer 54, in dem die Terroristen ihre Wohngemeinschaft hatten, liegt gegenüber. Atta, sagt Rieck, sei ein netter Kunde gewesen, habe ihm manchmal sogar zugewinkt. "So kann man sich täuschen."

Reinhard Fallak, damals Sprecher der Hamburger Polizei und heute ihr Vizepräsident, hat eine Antwort gefunden, warum die Terroristen ihre monströse Tat völlig unbemerkt von den Behörden in der Hansestadt vorbereiten konnten: "Weil niemand mit einer solchen Tat gerechnet hat." Zehn Jahre später beschäftigten sich sehr viel mehr Beamte mit dem Islamismus als damals, die Erkenntnisse aller beteiligten Behörden würden zusammengeführt. Hamburg sei jetzt besser auf Terror vorbereitet, sagt Fallak.

Bürgermeister Scholz wird an diesem Sonntag, dem Jahrestag des Terrorangriffs, das Generalkonsulat der USA an der Alster besuchen. Die Straße davor ist seit genau zehn Jahren gesperrt. Aus gutem Grund: Die Terrorgefahr besteht nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden weiterhin.

Vor allem in Amerika wird zum Jahrestag ein neuer Anschlag befürchtet. In New York patrouillieren seit einer Terrorwarnung am Freitag deutlich mehr Polizisten, intensiver als sonst kontrollieren die Beamten, ob in geparkten Autos Bomben versteckt sind. "Es gibt glaubhafte Informationen, dass Terroristen einen Plan ausgeheckt haben", sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. Demnach könnten drei aus Afghanistan eingereiste Personen Anschläge in New York oder Washington vorbereiten. US-Präsident Barack Obama ordnete die Verdoppelung der Antiterroraktivitäten an. Laut Medien liegt dem Heimatschutzministerium "eine spezifische, glaubhafte, aber unbestätigte Information über eine Bedrohung" vor.

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In Berlin wurden am Freitag Haftbefehle gegen die beiden Männer erlassen, die tags zuvor wegen Terrorverdachts festgenommen worden waren. Der Deutsch-Libanese und sein Komplize aus dem Gazastreifen hatten nach Erkenntnissen der Polizei große Mengen Chemikalien bestellt, aus denen Sprengstoff hergestellt werden könnte.

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) forderte neue Instrumente zur Terrorabwehr in Deutschland. Um sogenannte Gefährder in Schach zu halten, müssten Kontrollen an Orten eingerichtet werden, an denen gewaltbereite Islamisten verkehren. "Auch elektronische Fußfesseln für Personen, von denen eine besondere Gefahr ausgeht, dürfen kein Tabu sein", sagte Schünemann dem Abendblatt.