Das Verfahren gegen den Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ist endgültig eingestellt. In Frankreich wartet eine zweite Anklage auf ihn.

New York. Aufatmen bei Dominique Strauss-Kahn: Das Verfahren gegen den ehemaligen Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) wegen mutmaßlicher Vergewaltigung einer Hotelangestellten ist am Dienstag eingestellt worden. Ein Berufungsgericht wies den Antrag der Frau auf Einsetzung eines Sonderstaatsanwalts zurück. Strauss-Kahn bedankte sich in einer öffentlichen Stellungnahme bei denjenigen, die ihn in den vergangenen Monaten unterstützt hatten.

„Die vergangenen zweieinhalb Monate waren für mich und meine Familie ein Albtraum“, hieß es in der Erklärung Strauss-Kahns, die nach der Anhörung verlesen wurde. Er wolle sich bei seinen Freunden in Frankreich und den USA bedanken, die an seine Unschuld geglaubt hätten. Er danke auch den tausenden Menschen, die ihm und seiner Familie persönlich oder schriftlich ihre Unterstützung zum Ausdruck gebracht hätten. „Ich bin zutiefst dankbar gegenüber meiner Frau und meiner Familie, die diese Qual mit mir durchgemacht haben“, erklärte Strauss-Kahn.

Weiter wollten er und seine Familie sich nicht zu der Angelegenheit äußern, hieß es. Sie freuten sich darauf, nach Hause zurückzukehren und wieder ein „normaleres Leben“ zu führen. Vor dem luxuriösen Stadthaus, in dem er mehrere Wochen unter Hausarrest stand, las Strauss-Kahn eine Erklärung auf Französisch vor.

Der 62-jährige Franzose war zu der Anhörung am Dienstag in Begleitung seiner Frau Anne Sinclair erschienen. Sie fuhren in einer Fahrzeugkolonne in Begleitung der Polizei vor. Vor dem Gerichtsgebäude hielten Demonstranten Schilder hoch, auf denen „DSK behandelt Frauen wie Eigentum“ und „Stellt den Vergewaltiger vor Gericht – nicht das Opfer“ stand. Im Gerichtssaal machte Strauss-Kahn einen entschlossenen Eindruck, er lächelte und schüttelte einem Zuhörer die Hand.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hotelangestellten

Die richterliche Entscheidung über Einstellung des Verfahrens trat in Kraft, nachdem ein Berufungsgericht einen Antrag der 33-jährigen Hotelangestellten auf die Einsetzung eines Sonderstaatsanwalts abgelehnt hatte. Die Anwälte der Frau, die Strauss-Kahn der Vergewaltigung beschuldigt, warfen dem mit dem Fall beauftragten Bezirksstaatsanwalt Voreingenommenheit vor.

Bei der Anhörung erklärten die Staatsanwälte, das Verfahren solle eingestellt werden, weil sie kein Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Frau hätten. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits am Montag beantragt, die Anklage gegen Strauss-Kahn fallen zu lassen. Die aus Guinea stammende 33-jährige Frau habe gegenüber den Ermittlern wiederholt falsche Angaben zu ihrem Leben, ihrer Vergangenheit und ihrem Verhalten nach dem Zusammentreffen mit Strauss-Kahn gemacht, hieß es in dem Antrag.

Fall sorgte international für Aufsehen

Das Verfahren gegen den früheren IWF-Direktor hatte international für großes Aufsehen gesorgt. Das Zimmermädchen warf Strauss-Kahn vor, sie am 14. Mai in einer Hotelsuite angegriffen und zum Oralsex gezwungen zu haben. Strauss-Kahn wies die Vorwürfe zurück, trat aber von seinem Posten als IWF-Direktor zurück. Er verbrachte knapp eine Woche in Untersuchungshaft und wurde anschließend in einem luxuriösen Stadthaus unter Hausarrest gestellt.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie gehe davon aus, dass es zu einem sexuellen Kontakt zwischen Strauss-Kahn und der Hotelangestellten kam. Es wurden auch DNA-Spuren Strauss-Kahns auf der Arbeitskleidung der Frau nachgewiesen. Strauss-Kahns Anwälte argumentierten, jeglicher Kontakt sei einvernehmlich gewesen.

In Guinea, dem Heimatland der Hotelangestellten, waren die Reaktionen auf die Einstellung des Verfahrens gemischt. Der PC-Programmierer Pepe Bimou sagte, die Frau habe keine Chance gegen Strauss-Kahn gehabt. Die französischen Sozialisten äußerten sich in Erwartung der Einstellung des Verfahrens zufrieden. Parteichefin Martine Aubry sprach von einer großen Erleichterung. Strauss-Kahn hatte bis zu seiner Festnahme im Mai als Hoffnungsträger der Sozialisten bei den Präsidentschaftswahlen 2012 gegolten.