Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeigte sich zuversichtlich, dass Lagardes Arbeit nicht unter dem Verfahren leiden werde. Zu inhaltlichen Fragen wollte sich der IWF nicht äußern.

Paris. Ein französisches Gericht hat am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren gegen die frühere Finanzministerin und heutige IWF-Chefin Christine Lagarde wegen Amtsmissbrauchs angeordnet. Mehrere Stunden beriet der für Verfahren gegen Minister zuständige Cours de justice de la Republique über die Ergebnisse von Vorermittlungen. Lagarde wird vorgeworfen, als Ministerin zur Beilegung eines Rechtsstreits die Zahlung von 285 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie für zulässig erklärt zu haben. Lagarde hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeigte sich zuversichtlich, dass Lagardes Arbeit nicht unter dem Verfahren leiden werde. Zu inhaltlichen Fragen wollte sich der IWF nicht äußern.

Der Beginn des Ermittlungsverfahren dürfte sich noch mehrere Monate hinziehen, die Untersuchung selbst Jahre dauern. Lagarde löste ihren Landsmann Dominique Strauss-Kahn an der Führung des IWF ab, der im Mai wegen Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung einer Hotelangestellten von dem Posten zurückgetreten war.

Lagarde wird Amtsmissbrauch vorgeworfen, weil sie die Zahlung an Tapie für zulässig erklärte. Das Geld wurde gezahlt, um einen Rechtsstreit mit der Bank Credit Lyonnais beizulegen. Der ehemals linke Politiker Tapie war in das konservative Lager gewechselt und hatte Präsident Nicolas Sarkozy 2007 im Wahlkampf unterstützt. Später verklagte er die Regierung. Die ehemals staatliche Credit Lyonnais soll ihn beim Verkauf seines Adidas-Anteils im Jahr 1993 betrogen haben. Lagarde hatte den Fall einer Schiedsstelle übertragen und sich damit dem Rat ihres Ministeriums widersetzt.