Der an Krebs erkrankte venezolanische Präsident Hugo Chávez gibt einen Teil seiner Befugnisse ab. Er lässt sich erneut in Kuba behandeln.

Caracas. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hat angekündigt, nach seiner Krebs-Operation in Kuba für die Chemotherapie dorthin zurückkehren zu wollen. Er bemühe sich um die Genehmigung des Parlaments, um am (heutigen) Samstag nach Havanna zu reisen und dort die „zweite Phase“ der Krebsbehandlung zu beginnen, sagte Chávez am Freitag. Der venezolanische Präsident hat nach der Entfernung eines Tumors im Juni Informationen über seinen Gesundheitszustand nur sehr spärlich weitergegeben.

„Ich bin mir sicher, dass die zweite Phase dazu beitragen wird, dass ich dem Weg zur Wiedererlangung meiner Gesundheit weiter folgen kann“, sagte Chávez bei seiner überraschenden Ankündigung nach einem Treffen mit dem designierten peruanischen Präsidenten Ollanta Humala im Präsidentenpalast. Wie lange Chávez in Kuba bleiben will, war zunächst unklar.

Nach langem Zögern hat Hugo Chavez einen Teil seiner Befugnisse abgegeben. Er delegiere „einige Entscheidungen und Unterschriften“ an seinen Stellvertreter Elias Jaua und Finanzminister Jorge Giordani, erklärte Chavez am Sonnabend, wenige Stunden vor seiner Abreise zu einer weiteren medizinischen Behandlung in Kuba. Demnach erhalten die beiden unter anderem das Recht, Haushaltsfragen und Enteignungen zu entscheiden. Die sozialistische Regierung hat unter Chavez wiederholt Unternehmen verstaatlicht, um damit nach eigener Aussage den Reichtum aus den Ölvorkommen besser zu verteilen. Die Opposition hat von Chavez verlangt, die Führung des Opec-Staates während seiner Krebsbehandlung ganz abzugeben. Der Staatschef unterzieht sich in Kuba einer Chemotherapie.

Laut Verfassung braucht Chávez für seine Reise die Zustimmung der Nationalversammlung, in der seine Unterstützer eine Mehrheit haben. Nach Angaben des venezolanischen Oppositionsführers Alfonso Marquina war für Sonnabendmorgen (Ortszeit, 16.30 MESZ) eine Sondersitzung der Nationalversammlung vorgesehen, um sich mit dem Antrag des Präsidenten zu beschäftigen. Abgeordnete der Opposition beabsichtigten, dafür zu stimmen, dass dem Präsidenten eine „vorübergehende Abwesenheit“ genehmigt werde, sagte Marqunia.

Er hoffe auf einen „medizinischen Bericht, der für alle Venezolaner Zweifel bezüglich des wahren Gesundheitszustands des Präsidenten“ zerstreue, sagte Marquina weiter. Er und andere Oppositionspolitiker seien der Ansicht, dass Vizepräsident Elias Jaua vorübergehend die Aufgaben Chávez’ übernehmen sollte, während dieser abwesend ist.

Vor Chávez’ Ankündigung hatte es Berichte gegeben, wonach er sich für die nächste Behandlungsphase in ein Krankenhaus im brasilianischen São Paulo begeben könnte. Der 56-jährige venezolanische Staatschef unterzog sich nach eigenen Angaben im Juni einer Operation in Kuba, bei der ihm ein bösartiger Tumor aus dem Beckenbereich entfernt wurde. Am 4. Juli war er überraschend wieder nach Venezuela zurückgekehrt und seitdem fast täglich öffentlich aufgetreten. Am Mittwoch hatte er erstmals eingestanden, dass er sich einer Chemotherapie unterziehen müssen werde.

Im Staatsfernsehen sagte Chávez am Freitag, während er sich von der Operation erhole, stehe er um fünf Uhr morgens auf und lese Werke des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche. Zudem habe er wieder mit der Malerei angefangen. „Ich weiß, dass es Menschen gibt, die glücklich sind, weil sie glauben, dass ich sterbe, dass ich bald sterben werde“, sagte Chávez. (dapd/reuters)