Tausende Afghanen haben Abschied vom getöteten Bruder des Präsidenten, Ahmed Wali Karsai, genommen. Sprengfalle verletzt Geheimdienstler.

Kandahar/Kabul/Washington. Nach dem tödlichen Anschlag auf Ahmed Wali Karsai haben sich am Mittwoch tausende Afghanen zu dessen Beerdigung im Süden des Landes versammelt. Neben Präsident Hamid Karsai, dem Halbbruder des am Dienstag von einem Leibwächter erschossenen Politikers, nahmen auch zahlreiche Stammesführer sowie weitere ranghohe Vertreter der Regierung an einer Andacht in der Stadt Kandahar teil. Im Anschluss begaben sie sich gemeinsam in das Dorf Kars, in dem der Tote beerdigt wurde.

Das Begräbnis fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Hunderte Polizisten waren im Einsatz, über der Region kreisten Hubschrauber des Militärs. Auf dem Weg zu der Trauerfeier wurden im Bezirk Maiwand dennoch zwei Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes verletzt, als ihr Fahrzeug in eine Sprengfalle geriet.

Karsai gehörte zu den einflussreichsten Politikern des Landes und war der Vorsitzende des Provinzrats von Kandahar. Er hinterlässt zwei Söhne und drei Töchter.

Derweil haben sich auch die USA in den Fall des getöteten Präsidenten-Bruders eingeschaltet. Die US-Regierung verurteilte den tödlichen Anschlag auf Ahmed Wali Karsai und sagte gleichzeitig Kabul Unterstützung bei den Ermittlungen zu. Die USA würden mit den afghanischen Behörden zusammenarbeiten, erklärte das Weiße Haus. Ahmed Wali Karsai wurde am Dienstag in seinem Haus in Kandahar erschossen. Er galt vielen als Beleg für die Vetternwirtschaft in der Regierung und wurde beschuldigt, auf der Gehaltsliste der CIA zu stehen und in Drogengeschäfte verwickelt zu sein. Bei dem Täter handelt es sich nach Angaben des Gouverneurs von Kandahar um jemanden aus Ahmed Wali Karsais Umfeld.

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Ein jüngerer Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist am Dienstag bei einem Attentat ums Leben gekommen. Ahmad Wali Karsai wurde in seinem Haus in der Stadt Kandahar im Süden des Landes erschossen, wie die Provinzregierung von Kandahar mitteilte. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Tat.

Staatschef Karsai bestätigte den Tod seines Bruders, einem einflussreichen Regionalpolitiker im Süden des Landes. "So ist das Leben des afghanischen Volkes. Jeder von uns leidet, und wir hoffen, dieses Leid (...) beenden zu können", sagte er in Kabul bei einer Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy.

Hamid und Ahmad Wali Karsai sind Halbbrüder. Sie haben denselben Vater. Da das islamische Recht Männern erlaubt, mehrere Frauen zu haben, sprach Karsai stets von seinem Bruder.

Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi übernahm die Verantwortung für den Mord. Einer der Leibwächter Karsais mit dem Namen Mohammad Jan sei ein "Schläfer" der Aufständischen gewesen und habe ihn getötet. Ahmad Wali Karsai war der Vorsitzende des Provinzrats von Kandahar. Ihm wurde immer wieder eine Verwicklung in den Drogenhandel vorgeworfen, was er und der Präsident aber stets dementierten. Bereits in der Vergangenheit waren mehrfach Anschläge auf den mächtigen Regionalpolitiker verübt worden. Zuletzt hatte er im Mai 2009 einen Angriff der Taliban auf seinen Fahrzeugkonvoi überlebt.

Mit Material von dpa und dapd