Parlamentspräsident James Wani Igga verlas die Unabhängigkeitserklärung und die neue Flagge wurde gehisst. Merkel sagt Unterstützung zu.

Juba. Tausende Bürger haben sich am Sonnabend in der Stadt Juba eingefunden, um ausgelassen die neue Unabhängigkeit des Staates Südsudan zu feiern. Mit Musik und verschiedenen Veranstaltungen bringen die Menschen ihre Freude zum Ausdruck. Daneben hatten sich auch zahlreiche Würdenträger aus dem Ausland sowie Salva Kiir versammelt. Parlamentspräsident James Wani Igga verlas am Sonnabend bei einem Festakt in Juba die Unabhängigkeitserklärung. Auch Bundeskanzlerin Merkel hat dem jüngsten Staat der Welt ihre Unterstützung zugesagt. Im UN-Sicherheitsrat werde das Thema Sudan ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Am Montag bricht Merkel zu einer viertägigen Reise nach Afrika auf, allerdings liegt der Südsudan nicht auf ihrer Reiseroute.

Merkel besucht Kenia, Angola und Nigeria

"Mein Besuch gilt natürlich nur drei der über fünfzig afrikanischen Staaten“, teilteMerkel mit. "Aber ich möchte damit ein Zeichen setzen, dass Deutschland die Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent sehr ernst nimmt; dass wir zunehmend zu einer gemeinsamen Partnerschaft kommen und auf gemeinsamer Augenhöhe zusammenarbeiten.“ Alle drei Länder – Kenia, Angola und Nigeria – seien für den Kontinent von großer wirtschaftlicher Bedeutung, betonte die Kanzlerin.

Die Unabhängigkeit des Südsudans wurde im Januar in einem Referendum beschlossen. Die Abstimmung war Teil eines Friedensabkommens aus dem Jahr 2005. Damals endete im Sudan ein mehr als zwei Jahrzehnte dauernder Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden mit mindestens zwei Millionen Toten.

"Sudan ist ein Hochrisikoland"

Der neue afrikanische Staat Südsudan wird für die dringend benötigen ausländischen Investoren kein einfaches Pflaster. Die staatliche German Trade & Invest (GTAI), die deutsche Firmen beim Eintritt in Auslandsmärkte mit Außenwirtschaftsinformationen unterstützt, sprach am Samstag von einem erheblichen Bedarf an Investitionen in allen Bereichen. Die Gesellschaft warnte aber: „In jedem Fall ist der neue Staat als ein Hochrisikoland einzustufen, was allerdings auch als Chance aufzufassen ist.“ Strukturen einer öffentlichen Verwaltung müssten erst noch aufgebaut werden. Für den Investor dürfte es sehr schwer werden, seine Investitionen abzusichern.

Die Farben des neuen Staates

Schwarz, Weiß, Rot, Grün, Blau und Gelb – das sind die Farben des neuen Staates Südsudan. Zum erstem Mal wird am Sonnabend Vormittag die Flagge des neuen unabhängigen Staates gehisst. Die Farben wurden wegen ihrer Symbolik ausgewählt. Schwarz symbolisiert die schwarzafrikanische Bevölkerung des Südsudan. Weiß steht für den Frieden, die Farbe Rot für das Blut, das während des Sudan-Konflikts geflossen ist. Grün steht für das landwirtschaftliche Potenzial Südsudans, während die Farbe Blau den Nil darstellt, der als Lebensader der gesamten Region gilt. Der gelbe Stern symbolisiert die Einheit der zehn sudanesischen Bundesstaaten, aus denen der neue Staat hervorgegangen ist.

(Mit Material von rtr, dpa, dapd)

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International wird die Grüdung des neuen Staates mit gemischten Gefühlen betrachtet, die Menschen im Südsudan feierten aber bereits am Freitagabend ausgelassen. In der Nacht zum Sonnabend bekam die Welt einen neuen Staat. Der Südsudan ist jetzt ein unabhängiges Land. Offiziell wird die Teilung vom Norden am Sonnabendvormittag vollzogen, wenn Präsident Salva Kiir den Amtseid als erster Präsident des neuen Staates ablegt. Doch schon um Mitternacht (Ortszeit) hatten Kirchenglocken den historischen Tag eingeläutet und Trommelrhythmen den 54. Staat Afrikas begrüßt. Zur offizellen Unabhängigkeitsfeier wird auch der sudanesische Präsident Omar Al-Baschhir erwartet, der wegen Kriegsverbrechen in Darfur mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.

In der Hauptstadt Juba hatten die Einwohner bereits am Freitagabend mit Musik und zahlreichen Veranstaltungen ihre eigenen Unabhängigkeitsfeiern gestartet. Kleinlaster und Privatwagen waren ebenso wie Straßenlaternen mit der neuen südsudanesischen Nationalflagge geschmückt.

Auf den Straßen erklangen schon am Abend Hupkonzerte, Hotels luden zu Unanhängigkeitparties ein, und auf mancher Hausfassade prangten überlebensgroße Porträts von Salva Kiir mit seinem typischen schwarzen Cowboyhut. Plastikblumen verzierten mangels echter Blumenpracht die Hauptstraße vom Flughafen, auf dem am Freitag schon zahlreiche Ehrengäste eingetroffen waren, unter anderem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Die Bevölkerung des Südsudans hatte im Januar in einer Volksabstimmung mit fast 99 Prozent der Stimmen für einen eigenen Staat gestimmt. Sechs Jahre nach dem Ende des blutigen Bürgerkrieges mit rund zwei Millionen Toten ist für die Menschen in einem der ärmsten und unterentwickelsten Länder der Erde der Traum von einem unabhängigen Staat Wirklichkeit geworden.