Im Südsudan ist die Abstimmung über die Unabhängigkeit beendet. Mehr als 80 Prozent der Wahlberechtigten gingen an die Urnen.

Juba. Mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 80 Prozent ist am Sonnabend im Südsudan das Referendum über die Abspaltung vom Norden zu Ende gegangen. Bis Freitag hätten mehr als drei Millionen Menschen und damit 83 Prozent ihre Stimme abgegeben, sagte der Leiter der Wahlkommission, Mohamed Ibrahim Khalil, am Samstag in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. Die Wahllokale schlossen um 18.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MEZ).

Zahlreiche Wahllokale blieben am Sonnabend leer, nachdem es an den ersten vier Tagen der historischen Abstimmung großen Andrang an den Urnen gegeben hatte. Khalil sprach von einer friedlichen Wahl. Es sei die „friedlichste, wohlgeordnetste und ruhigste Wahl“ gewesen, die er je erlebt habe. Ex-US-Präsident Jimmy Carter, dessen Stiftung den Urnengang im Sudan beobachtete, hatte zuvor erklärt, es habe sowohl im Norden als auch im Süden einen sehr geregelten Ablauf der Wahl gegeben.

Im Norden gaben nach Angaben der Wahlkommission lediglich 53 Prozent der dort lebenden Südsudanesen ihre Stimme ab. Von den im Ausland lebenden Südsudanesen gingen 91 Prozent zur Urne. Die Kommission kündigte an, es werde keine Fristverlängerung mehr geben. Lediglich in Australien würde die Abstimmung wegen des schweren Hochwassers um fünf Tage verlängert.

Die Südsudanesen hatten seit Sonntag über eine Unabhängigkeit ihrer Region abgestimmt. Das einwöchige Referendum ist Teil eines Ende 2005 unterzeichneten Friedensabkommens, das den mehr als zwanzigjährigen Bürgerkrieg zwischen dem vorwiegend muslimischen Norden und dem stark christlich geprägten Süden beenden soll. Es gilt als sicher, dass es ein Votum für einen unabhängigen Südsudan geben wird – notwendig war eine Wahlbeteiligung von 60 Prozent. Das endgültige Ergebnis soll bis Mitte Februar bekanntgegeben werden.

Die Partei von Sudans Staatschef Omar el Baschir werde das Ergebnis akzeptieren, sagte ein hochrangiger Parteisprecher der Nachrichtenagentur AFP. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte am Sonnabend in der Online-Ausgabe des „Hamburger Abendblatts“ , alle Beteiligten müssten das Ergebnis respektieren. EU-Außenministerin Catherine Ashton begrüßte das friedliche Ende der Wahl und sprach von einem „historischen Ereignis“. Die EU-Beobachter würden am Montag eine vorläufige Bewertung abgeben.

Ab dem 9. Juli könnte der Südsudan ein eigenständiges Land werden, da dann die im Friedensprozess vereinbarte Übergangsperiode endet. Wegen des Referendums kehrten nach UN-Angaben bereits seit Mitte November mehr als 180.000 im Norden lebende Südsudanesen in ihre Heimat zurück. Im Laufe des Jahres sei mit der Rückkehr von mehr als einer halben Million Menschen zu rechnen. Im armen, aber rohstoffreichen Südsudan leben derzeit etwa neun Millionen Menschen, im Norden 32 Millionen.