Eine Tote bei Bombenanschlag an einer Bushaltestelle

Jerusalem. Bei einem Bombenanschlag mitten in Jerusalem sind gestern mindestens ein Mensch getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Eine Frau erlag nach Angaben des israelischen Rundfunks ihren Verletzungen, zuvor hatte die Polizei von 31 Verletzten gesprochen. Die Explosion ereignete sich kurz nach 15 Uhr Ortszeit in der Nähe des zentralen Busbahnhofes und eines wichtigen Konferenzzentrums der Stadt. Die Bombe war in einer Tasche versteckt, die an einem Kiosk abgestellt wurde, wie der Minister für innere Sicherheit, Jizchak Aharonovitch, sagte. Sie explodierte, als sich zwei Busse in der Nähe befanden. Jerusalems Polizeichef Aaron Franco teilte mit, die Bombe sei nahe einer Telefonzelle versteckt gewesen. Er sagte, unter den 31 Verletzten seien zwei Schwerverletzte.

Die Wucht der Detonation erschütterte umliegende Gebäude bis in mehrere Hundert Meter Entfernung. Die Fensterscheiben von Bussen und Autos waren zerborsten. Sirenengeheul tönte durch die Stadt, als Dutzende Krankenwagen und Feuerwehrautos zum Unglücksort eilten. Alle Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht.

Hinweise auf die Täter lagen zunächst nicht vor. Die Explosion traf unter anderem einen Bus der Linie 174, der nach Maale Adumim fahren sollte, einer ausgedehnten jüdischen Siedlung im Westjordanland. Die Polizei sperrte den Anschlagsort ab und suchte mit Spürhunden nach möglichen weiteren Sprengsätzen in der Umgebung. Israels Innenminister Eli Jischai sagte, es gebe eine "Eskalation an allen Fronten". "Israel wird reagieren müssen, um die Terroristen abzuschrecken."

Die Bundesregierung hat den Bombenanschlag scharf verurteilt. "Für solche Taten gibt es keine Rechtfertigung", erklärte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Berlin. "Terror und Hass dürfen die Bemühungen um Frieden und Ausgleich in der Region nicht gefährden", erklärte Westerwelle weiter.

Zuletzt hatte es vor drei Jahren einen Anschlag in Jerusalem gegeben. Im März 2008 hatte ein Palästinenser in einer jüdischen Religionsschule im Westen der Stadt acht jugendliche Talmud-Schüler getötet und mehrere weitere verletzt. Der Palästinenser wurde von der Polizei getötet. Zu dem Angriff bekannte sich die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas. Den letzten schweren Bombenanschlag hatte es in Jerusalem 2004 gegeben.

An der Grenze zum Gazastreifen spitzte sich unterdessen die Situation immer mehr zu, Israel drohte mit Konsequenzen auf palästinensischen Raketenbeschuss. Nach dem Tod von acht Palästinensern, unter ihnen vier Zivilisten, durch israelische Angriffe im Gazastreifen am Dienstag feuerten bewaffnete Palästinensergruppen gestern erneut Raketen und Granaten auf Israel ab. Vor dem Parlament in Jerusalem kündigte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu eine "aggressive und entschlossene" Antwort an. Israel werde reagieren, um die Bevölkerung vor dem Beschuss zu schützen.

Die radikale Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bekannte sich zum Abschuss von drei Raketen auf israelisches Territorium, von denen zwei die Stadt Beerscheva trafen und eine nahe dem Hafen der Stadt Aschdod einschlug. In Beerscheva wurde ein Mensch durch Splitter leicht verletzt, in den anderen Fällen gab es weder Verletzte noch Schäden. Weitere Geschosse trafen den Süden Israels.

Der bewaffnete Arm des Islamischen Dschihad, die Al-Kuds-Brigaden, kündigte an, immer weiter ins Landesinnere Israels schießen zu wollen. "Ab jetzt gibt es keine rote Linie mehr für den Widerstand, solange der Feind nicht die Erklärungen und Satzungen der Uno respektiert und weiterhin Zivilisten tötet", erklärte ein Sprecher.

Die Hamas und die Regierung in Jerusalem hatten sich seit dem Ende des Gaza-Kriegs im Januar 2009 weitgehend an eine Waffenstillstandsvereinbarung gehalten. Der Krieg kostete Hunderten palästinensischen Zivilisten das Leben, zahllose Häuser wurden zerstört. Auf israelischer Seite gab es 13 Todesopfer.