Sie hat sich entschuldigt. Doch die Bilder, die Eden Abergil ins Internet stellte, lösten nicht nur bei Facebook-Usern empörte Reaktionen aus.

Tel Aviv. Auf einem der Bilder posiert die junge Soldatin in olivgrüner Uniform mit einem süßlichen Lächeln vor bärtigen palästinensischen Gefangenen mit Plastikfesseln und Augenbinden. Eden Abergil hat ihren Militärdienst zwar schon vergangenes Jahr beendet, jetzt jedoch Bilder aus der Armeezeit bei Facebook veröffentlicht. Mit ihren virtuellen Freunden, die die Bilder „sexy“ finden, reißt sie Witze auf Kosten der Häftlinge.

Die Aufnahmen und die hämischen Bemerkungen Abergils und ihrer Freunde in dem sozialen Netzwerk gehen binnen Minuten um die Welt und lösen einen Sturm der Empörung aus. Soziale Netzwerke und Videoportale im Internet bereiten der israelischen Armee immer mehr Probleme und sind von ihr kaum kontrollierbar. Die Schadensbegrenzung fällt besonders schwer, weil Bilder und Videos im Netz oft ein Eigenleben entwickeln, auch wenn sie vom ursprünglichen Veröffentlicher wieder gelöscht werden – wie Abergil es getan hat.

Bei YouTube wurde etwa zuletzt ein Video zum Hit, das sechs israelische Soldaten bei einer Patrouille in der Stadt Hebron im Westjordanland zeigte. Die Soldaten in voller Kampfmontur tanzten plötzlich im Macarena-Stil auf der Straße, zu Klängen des Songs „Tik Tok“ der US-Rapperin Kesha. Von disziplinarischen Maßnahmen sah die Armee damals ab.

Israels Militär sieht den Fall der Soldatin aus Aschdod aber als deutlich schwerwiegender an als die tänzelnden Kämpfer. Armeesprecher Arye Shalicar beschreibt es als „eklig und unverantwortlich“, dass die junge Frau solche Bilder ins Netz stellte. „Sie macht aus einer ernsten Sicherheitssituation einen Witz." Bestrafen kann man die 20-Jährige allerdings nur schwer, weil sie nicht mehr in der Armee dient – vom Reservedienst wurde sie künftig befreit.

Auf einem der Bilder sitzt Abergil auf einem Betonblock neben einem palästinensischen Gefangenen, dem die Augen verbunden sind. Er ist in sich zusammengesunken, sie wendet ihm in gespielter Sehnsucht das Gesicht zu. „Eden, er hat wegen Dir einen Ständer, ha ha ha ... ganz sicher!“, kommentiert ihre Freundin Shani.

Ghassan Chatib, Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde, meinte, die Bilder zeigten „die Mentalität des israelischen Besatzers, der stolz darauf ist, Palästinenser zu demütigen“. Chatib sagte zudem: „Die Besatzung ist ungerecht, unmoralisch und – wie diese Bilder zeigen – korrumpierend.“

Der in Deutschland geborene Hauptmann Shalicar sagte, es gebe klare Anweisungen in der Armee, wie man sich in sozialen Netzwerken wie Facebook zu verhalten hat. „Es ist kein Problem, wenn Soldaten Bilder von sich zeigen, etwa wenn sie zusammensitzen, am Strand, im Museum oder im Kino.“ Es sei dabei Aufgabe der Kommandeure, ihren Soldaten deutlich zu machen, „wie man sich zu benehmen hat“. Strikt verboten seien vor allem Bilder oder Informationen, die der Sicherheit des Staates Israel schaden könnten.

Viele fühlten sich durch Abergils Bilder an die Affäre Abu Ghreib im Jahre 2003 erinnert – damals hatten sich US-Soldaten in einem Gefängnis in Bagdad mit irakischen Gefangenen fotografieren lassen. Schlimme Gewaltexzesse wie auf den Folterbildern von Abu Ghreib sind jedoch auf Abergils Aufnahmen nicht zu sehen.

Die Ex-Soldatin selbst hat sich inzwischen entschuldigt, fühlt sich jedoch als Sündenbock missbraucht. „Ich bin keine Ausnahme – auch Kommandeure lassen sich so fotografieren“, sagte sie dem israelischen Rundfunk. Dieser Behauptung widerspricht Shalicar allerdings energisch: „Ich kenne keinen anderen Offizier, der so etwas machen würde.“