Die Sorgen um den Euro gehen weit über die Grenzen des Kontinents hinaus. Das bekam der Außenminister jetzt auch in Indien zu spüren

Bangalore. Außenminister Guido Westerwelle hat bei einem Besuch in Indien um Vertrauen in den Euro geworben. Die europäische Wirtschaft und die gemeinsame Währung seien „stabil“, versicherte Westerwelle am Freitag in der Millionen-Metropole Bangalore. In Europa gebe es „keine Euro-, sondern eine Schulden-Krise“. Gemeinsam mit Indiens Außenminister S.M. Krishna trat er für noch engere Beziehungen ein, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet.

Das 1,2-Milliarden-Einwohner-Land Indien hat sich in den vergangenen Jahren mit beeindruckenden Wachstumszahlen zur boomenden Wirtschafts-Nation entwickelt. Im ersten Quartal 2012 flaute das Wachstum jedoch ab, was die Regierung in Neu Delhi auch auf die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise zurückführt. Hinzu kommen hausgemachte Probleme wie die hohe Inflationsrate und die anhaltende Korruption.

Westerwelle sagte, Deutschland sei sich seiner internationalen Verantwortung bewusst. Ziel der Bundesregierung sei jetzt, dass europäischer Fiskalpakt und Rettungsschirm ESM möglichst schnell in Kraft treten. „Das ist unsere europäische Verantwortung und unsere Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung in der Welt.“

Indiens Außenminister Krishna sagte, die Probleme der Euro-Zone seien auch eine Belastung darüber hinaus. Trotzdem äußerte er sich zuversichtlich, dass der bilaterale Handel zwischen Indien und Deutschland dieses Jahr erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro überschreiten wird. Westerwelle sprach sich für den baldigen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Indien aus. Die Verhandlungen darüber kommen kaum voran.

Mit einem „Deutschland-Jahr“ wird in Indien derzeit die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen vor 60 Jahren gefeiert. Beide Außenminister bekannten sich zur gemeinsamen „strategischen Partnerschaft“. Bis zum Jahresende sitzen Deutschland und Indien auch im UN-Sicherheitsrat. Alle gemeinsamen Bemühungen um einen Ständigen Sitz im wichtigsten UN-Gremium sind bislang gescheitert.

Westerwelle warb erneut für eine Reform, die die heutige Weltlage besser widerspiegelt. Nach Meinung von Experten hat Indien inzwischen bessere Aussichten als Deutschland, einen Ständigen Sitz zu bekommen. Krishna äußerte sich nicht dazu. Am Samstag will Westerwelle auf seiner dreitägigen Asien-Tour nach Bangladesch weiterreisen, einer der ärmsten Staaten der Welt. (dpa/abendblatt.de)