Ecuador, in dessen Botschaft Julian Assange Asyl beantragt hat, prüft derzeit, ob im Falle einer Auslieferung in die USA ein Todesrisiko für ihn bestehe.

Rio de Janeiro/London. Ecuador will bei der Prüfung des Asylantrags von Wikileaks-Gründer Julian Assange dessen Risiko einer Todesstrafe in den USA abwägen. Davon hänge die Entscheidung über den Antrag ab, sagte am Donnerstag Staatschef Rafael Correa dem spanischsprachigen Sender der BBC in Rio de Janeiro, wo er an der UN-Konferenz Rio+20 teilnimmt. Auch werde geprüft, ob Assange bei dem Verfahren zur Auslieferung von Großbritannien nach Schweden einen gerechten Prozess gehabt habe.

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Assange hatte sich am Mittwoch in die Londoner Botschaft Ecuadors geflüchtet und dort Asyl im südamerikanischen Land beantragt. Der 40 Jahre alte Australier soll wegen des Vorwurfs sexueller Nötigung und Vergewaltigung von zwei Frauen nach Schweden ausgeliefert werden, um dort verhört zu werden. Eine Anklage existiert jedoch bislang nicht. Assange befürchtet vielmehr, später von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm ein Verfahren wegen Geheimnisverrats droht. Seine Internetplattform Wikileaks hatte Tausende diplomatische Depeschen mit teils brisanten Inhalten veröffentlicht. Seinem in den USA inhaftierten Informanten droht lebenslange Haft.

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Correa erklärte, es gebe keine Frist für eine Entscheidung über den Asylantrag. Es werde auch nicht mit anderen Ländern darüber verhandelt. Der Präsident räumte allerdings ein, dass die Meinung anderer Regierungen angehört werden solle. Eine eventuelle positive Entscheidung für den Asylantrag von Assange dürfte nicht die Beziehungen Ecuadors zu anderen Ländern beeinträchtigen. "Schauen Sie doch, wie viele Lateinamerikaner in den USA leben, die (in ihren Ländern) auf der Flucht vor der Justiz sind“, sagte er.

Mit Material von dapd