Die EU forderte die chinesische Regierung auf, jegliche Drangsalierung der Familie Chens sowie seiner Unterstützer zu unterlassen.

Peking. Die Europäische Union (EU) hat China am Montag aufgefordert, den Fall des blinden Dissidenten Chen Guangcheng mit größter Zurückhaltung zu behandeln. Chen ist aus dem Hausarrest entkommen und soll nach einer Flucht über Hunderte von Kilometern Schutz in der US-Botschaft gesucht haben. Offiziell wird das weder von den USA noch von den chinesischen Behörden bestätigt. Seine Unterstützer erklärten jedoch, Chen stehe unter dem Schutz der US-Vertretung in Peking.

Die EU forderte die chinesische Regierung auf, auch jegliche Drangsalierung der Familie Chens sowie seiner Unterstützer zu unterlassen. "Menschenrechtler sollten in voller Übereinstimmung mit den chinesischen Gesetzen und der Verfassung behandelt werden“, heißt es in einer Erklärung der EU-Vertretung in China.

+++ Blinder Bürgerrechtler Chen flüchtet in US-Botschaft +++

Chens Frau Yuan Weijing und sein Kind sind nicht mit ihm geflohen. Seine Anhänger befürchten, dass sie und andere Verwandte Chens den Ärger der Polizei über das Entkommen des Dissidenten zu spüren bekommen hätten. Die Polizei hatte nach Bekanntwerden der Flucht mehrere mutmaßliche Helfer Chens festgesetzt. So wurden auch der ältere Bruder und Neffe des Bürgerrechtlers zum Verhör abgeführt, wie der Chef der in Texas ansässigen Organisation ChinaAid, Bob Fu, sagte. Frau, Mutter und Tochter Chens befinden sich seinen Angaben zufolge weiterhin unter strengem Hausarrest.

Der Fall könnte auch die Beziehungen zwischen den USA und China belasten. US-Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner werden am Donnerstag und Freitag in Peking zu den jährlichen Wirtschafts- und Sicherheitsberatungen der beiden Regierungen erwartet. ChinaAid berichtete, ranghohe Vertreter Chinas und der USA hätten bereits Gespräche zum Fall Chen aufgenommen. (rtr)