Mit einem klaren Sieg in South Carolina meldet sich das republikanische Urgestein im Rennen um die Kandidatur für das US-Präsidentenamt zurück.

Washington. Es war die Nacht des Newt Gingrich . Kaum stand sein deklassierender Sieg bei den Primaries in South Carolina über den Favoriten Mitt Romney fest, nahm der Kämpfer den Präsidenten ins Visier. Siebenmal wolle er Barack Obama zu je dreistündigen Fernsehdebatten herausfordern, tönte Gingrich, "und ich bin einverstanden, dass er seinen Teleprompter benutzen kann". Der robuste Gingrich selbst, das war die Botschaft, muss seine populären Botschaften nirgends ablesen. In der Tat versteht sich der 68-jährige Historiker auf harte Attacken und schlagfertige Konter.

"Ich danke jedem, der entschieden hat, mit uns gemeinsam Washington zu verändern", sagte Gingrich in seiner Siegesansprache. "Wir haben nicht die Art von Geld, die zumindest einer der Kandidaten hat. Aber wir haben Ideen, und wir haben Leute, und wir haben hier in South Carolina bewiesen, dass Leute mit den richtigen Ideen mächtiger sind als das große Geld."

Verglichen mit ihm blieb der vom Parteiestablishment gestützte und finanzstarke Romney, der in South Carolina allein für rund vier Millionen Dollar Anzeigen schalten ließ, farblos und fahl. Ungewöhnlich blass schien der 64-jährige Romney auch, als er vor seinen Anhängern die Niederlage eingestand, Gingrich gratulierte und doch den Ton für den nun beginnenden finalen Zweikampf in der Kandidatenkür hörbar verschärfte. "Unser Präsident hat die Nation gespalten, einen Klassenkampf gestartet und das System des freien Unternehmertums angegriffen, um das die Welt Amerika beneidet", rief Romney und fügte mit Blick auf Attacken Gingrichs gegen seine Vergangenheit als Venture-Capital-Unternehmer hinzu: "Wir können den Präsidenten nicht besiegen mit einem Kandidaten, der sich dem Angriff auf das freie Unternehmertum angeschlossen hat."

40,4 Prozent der registrierten Republikaner-Wähler in South Carolina stimmten am Sonnabend für Gingrich. Romney kam mit 27,8 Prozent auf einen abgeschlagenen zweiten Platz. Rick Santorum, konservativer Ex-Senator aus Pennsylvania, erreichte 17 Prozent und der libertäre Ron Paul, Kongressabgeordneter aus Texas, 13 Prozent. In dem ländlich geprägten South Carolina, dessen Arbeitslosenquote mit knapp unter zehn Prozent noch über dem US-Durchschnitt (8,5 Prozent) liegt, votierten sowohl die unteren als auch die mittleren und höheren Einkommensgruppen mehrheitlich für Gingrich. Nur bei den Bestverdienern mit einem Jahreseinkommen oberhalb von 200.000 Dollar lag Romney vorne.

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Wähler, die sich als sehr religiös einstufen, spielen in South Carolina eine große Rolle. Rick Santorum, der erst vor wenigen Tagen zum offiziellen Sieger der Vorwahl in Iowa am 3. Januar ausgerufen worden war, hatte auf ihre Stimmen gehofft. Aber Evangelikale wie Katholiken stimmten für Gingrich. Dass sich der Parteiveteran zweimal scheiden ließ, inzwischen in dritter Ehe lebt und vom lutherischen zum katholischen Glauben konvertierte, störte diese Klientel erkennbar wenig.

In einer CNN-Fernsehdebatte der vier Kandidaten am Donnerstag gab es zwei folgenreiche Momente. Zum einen reagierte Romney reserviert auf die Forderung, er möge seine Steuererklärungen der letzten Jahre offenlegen. Dass Mitt Romney zu den reichsten Männern der USA gehört und sein Geld vor allem durch Investment-Geschäfte im den Durchschnittsamerikanern nur bedingt sympathischen Wall-Street-Milieu verdiente, würden ihm Republikaner-Wähler wohl ebenso nachsehen wie seine Konten in der Steueroase Cayman Islands. Aber Transparenz muss sein, wenn jemand ins Weiße Haus will - zumal ausgerechnet Mitts Vater George Romney diese Praxis einführte, als er sich in den 60ern um die Präsidentschaftskandidatur bewarb.

Gingrich konnte in der Fernsehdebatte hingegen punkten. Am selben Tag hatte seine zweite Ehefrau dem Fernsehsender ABC erzählt, Newt Gingrich habe ihr vor Gesprächen über eine Scheidung eine "offene Ehe" vorgeschlagen, in der er seine längst begonnene Beziehung mit seiner jetzigen Gattin Callista fortsetzen könne. Ob er auf diese Vorwürfe "gern antworten würde", fragte CNN-Moderator John King. "Nein", sagte Gingrich und fügte unter aufflackerndem Applaus hinzu: "Aber ich will." Dann zog er vom Leder. Die Vorwürfe einer Ex-Ehefrau zu nutzen, um daraus zwei Tage vor den Primaries "eine signifikante Frage in einer Präsidentschaftskampagne zu machen, ist verachtenswerter als alles, was ich mir vorstellen kann", rügte Gingrich. Als ein defensiver King einwarf, es sei ja ein anderer TV-Sender gewesen, der das Thema aufbrachte, ließ Gingrich den nächsten Schlag folgen: Er möge sich gefälligst nicht hinter anderen verstecken, verlangte Gingrich, und er sei es leid, dass die etablierten Medien Obama schützten, indem sie republikanische Kandidaten angriffen. Da klatschte das Saalpublikum begeistert.

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Seit 1980 gewann der Sieger der Primaries von South Carolina die republikanische Nominierung. Von derartiger Klarheit ist die "Grand Old Party" diesmal weit entfernt. Am 31. Januar stehen in Florida die nächsten Vorwahlen an. Gingrich will das Momentum seines überraschenden Erfolges nutzen. Sein Team hofft auf ein baldiges Ausscheiden Santorums. Daneben muss Gingrich jetzt eilig Geld einsammeln. Dem Vernehmen nach ist seine Wahlkampfkasse leer.

Romney verfügt hingegen weiterhin über finanzstarke Sponsoren. Aber trotz seines Sieges elf Tage zuvor in New Hampshire und seinem starken zweiten Platz in Iowa hat er die Basis nicht auf seine Seite gezogen. Er kommt bislang auf 14 feste Delegiertenstimmen für die National Convention Ende August, Gingrich nun auf 23 - beide haben noch einen weiten Weg, um die notwendigen 1144 Wahlmänner hinter sich zu versammeln. Eine Voraussage aber lässt sich schon treffen: Auf der Zielgeraden wird der Zweikampf zwischen Romney und Gingrich an Härte zunehmen.