Die führenden republikanischen Präsidentschaftsbewerber wollen mit Aggressivität Punkte vor der Abstimmung in Florida sammeln.

Hamburg. Was Newt Gingrich buchstäblich nach den Sternen greifen lässt, ist unklar - es mag ein geschwollenes Gefühl der grenzenlosen eigenen Stärke eine Rolle dabei spielen oder aber die verzweifelte Suche nach einem noch nicht beackerten, zugkräftigen Wahlkampfthema. Jedenfalls fügte Gingrich, Überraschungsrivale des bis dato führenden Mitt Romney bei der republikanischen Kandidatenkür zur Präsidentschaftswahl im November, der thematisch festgefahrenen Debatte ein neues Element hinzu.

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Als Präsident würde er bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit 2020 eine permanente amerikanische Mondstation errichten", sagte er in Florida, nicht weit entfernt vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral. Und würden erst einmal 13.000 Amerikaner auf dem Erdtrabanten wohnen, könnten die dann einen eigenen Bundesstaat beantragen. Das wäre dann der 51. Stern auf der US-Fahne. Und weil Gingrich gerade prächtig in Fahrt war, regte er auch einen US-Bundesstaat auf dem Mars an. Der Wahlkampf - unendliche Weiten. Gingrichs raumgreifender Vorstoß mag auch damit zu tun haben, dass die nächsten Vorwahlen der Grand Old Party (GOP) am Dienstag in Florida stattfinden.

Der frühere Sprecher des US-Repräsentantenhauses, der in South Carolina siegreich war, will endgültig an Mitt Romney vorbeiziehen, dessen Popularität jüngst etwas unter der Enthüllung gelitten hat, dass er für fast 22 Millionen Dollar Einkommen im Jahre 2010 nur 13,9 Prozent Steuern zahlte. An Selbstbewusstsein fehlt es Gingrich nicht: Abraham Lincoln sei grandios gewesen, John F. Kennedy sei grandios gewesen - und er selber sei es auch, sagte er in die Kameras.

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Doch beim Fernsehduell mit Romney sowie den übrigen Kandidaten Rick Santorum und Ron Paul musste der als Großmaul und scharfzüngige Redner bekannte Gingrich Federn lassen. Vor allem beim Thema Einwanderung schwang sich Romney zu aggressiver Hochform auf. Gingrich hatte Romney vorgeworfen, er sei derart feindselig gegen Einwanderer eingestellt, dass er sogar illegal eingereiste Rentner aus dem Land werfen würde. Romney konterte mit ungewohnter Schärfe, nannte den Vorwurf "abscheulich, hetzerisch und unverzeihlich" und betonte, dass sein Vater in Mexiko geboren sei und sein Schwiegervater in Wales. Zu Gingrichs Weltraumplänen sagte er: "Wenn ein Manager zu mir kommen und sagen würde' ich will ein paar Hundert Milliarden Dollar für eine Kolonie auf dem Mond ausgeben, würde ich sagen: Sie sind entlassen." Er wolle lieber Häuser in den USA bauen. Ron Paul meinte, man solle zwar keine Station auf dem Mond errichten, aber schon ein paar Politiker dorthin schicken.

Inzwischen machen sich auch viele Granden der GOP ernsthafte Sorgen darum, dass der sprunghafte Gingrich die Kandidatenkür am Ende gewinnen könnte. "Dies würde zu einem Erdrutschsieg von Obama führen", meinte etwa der republikanische Präsidentschaftskandidat von 1996, Bob Dole. Gingrich sei eine "beratungsresistente Ein-Mann-Band".