Mitt Romney war lange der uneinholbare Favorit - nun ist er plötzlich schlagbar. in South Carolina könnte Politik-Veteran Newt Gringrich siegen.

Washington/Des Moines. Bei der dritten Vorwahl der Republikaner um die US-Präsidentschaftskandidatur hat sich ein unerwartet spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen abgezeichnet. Letzte Umfragen vor Öffnung der Wahllokale am Samstag im Bundesstaat South Carolina zeigten einen kleinen Vorsprung für Newt Gingrich, den ehemaligen Präsidenten des Abgeordnetenhauses. Erst in den letzten Tagen hatte der 68-Jährige überraschend den großen Favoriten des Vorwahlrennens, Multimillionär Mitt Romney, einholen können. Den anderen beiden Kandidaten Rick Santorum und Ron Paul wurden dagegen keine Siegchancen eingeräumt.

Erste Prognosen für den Ausgang der wichtigen Vorwahl in dem konservativen Südstaat wurden für die Nacht zum Sonntag (MEZ) erwartet. Der Gewinner sichert sich 25 Delegierte für den Nominierungsparteitag der Partei im August, wo insgesamt 1144 Stimmen für eine Aufstellung zum Herausforderer des demokratischen Amtsinhabers Barack Obama erforderlich sind.

Sollte Romney in South Carolina siegen, dürfte seiner Kandidatur nach Meinung von Experten wenig entgegenstehen. Der Ex-Gouverneur von Massachusetts hatte vor knapp zwei Wochen bereits die Vorwahl in New Hampshire gewonnen und auch beim Auftakt des Rennens in Iowa unerwartet gut abgeschnitten. Ein Erfolg für Gingrich könnte den weiteren Kampf ums Weiße Haus dagegen komplett auf den Kopf stellen.

Der Politik-Veteran machte klar, für einen langwierigen und harten Wahlkampf gegen Romney bereit zu sein, den er als zu moderat für die konservative Partei bezeichnet. Auch viele Wähler sehen den Mormonen wegen seiner Religion und seines Reichtums skeptisch. Aber auch Gingrich muss Kritik einstecken: Seine Gegner bezeichnen ihn als sprunghaft, unzuverlässig und wegen seiner drei Ehen auch als moralisch fragwürdig.

Der Vorwahl in dem Südstaat waren turbulente Tage vorausgegangen. Bei einer Fernsehdebatte am Donnerstag griffen sich die verbliebenen Kandidaten hart an. Kurz davor hatte der texanische Gouverneur Rick Perry nach schlechten Abschneiden in den Vorwahlen das Handtuch geworfen und sich für Gingrich als Präsidentschaftskandidaten stark gemacht. Zudem wurde Romney nach einer Neuauszählung rückwirkend der Sieg bei der Abstimmung in Iowa Anfang Januar aberkannt und letztlich dem Ex-Senator von Pennsylvania Santorum zugesprochen.

+++ Romney muss nachträglich Sieg hergeben +++

Die nächste Vorwahl nach South Carolina findet am 31. Januar in Florida statt. Danach folgen bis zum 26. Juni knapp 50 weitere Urnengänge in den anderen Bundesstaaten und US-Territorien. Der republikanische Wahlparteitag ist vom 27. bis 30. August in Tampa (Florida) geplant.

Republikaner in Iowa erklären Santorum zum Sieger der Vorwahl

Die Republikanische Partei im US-Staat Iowa hat nun den Ex-Senator Rick Santorum offiziell zum Sieger der Vorwahl erklärt. Eine entsprechende Erklärung gab der Parteivorstand am späten Freitagabend heraus. Demnach erhielt Santorum 34 Stimmen mehr als sein Rivale Mitt Romney. Ursprünglich hatte es geheißen, der ehemalige Gouverneur Romney habe den sogenannten Caucus Anfang Januar mit acht Stimmen Vorsprung für sich entschieden. Die Republikaner hatten die überraschende Korrektur bereits am Mittwoch mitgeteilt, Santorum aber wegen fehlender Abstimmungsergebnisse noch nicht offiziell zum Sieger erklärt.

Ein Bruchteil der Wähler bestimmt US-Präsidentschaftskandidaten

Sollte Mitt Romney die Vorwahlen im US-Staat South Carolina am (heutigen) Samstag für sich entscheiden, könnte das Rennen um die Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten bereits beendet sein. Zwar führt sein innerparteilicher Konkurrent Newt Gingrich in den jüngsten Umfragen gegen den ehemaligen Gouverneur von Massachusetts, aber selbst eine Niederlage in South Carolina dürfte den Zeitpunkt nur kurzfristig heraus zögern, an dem der Kandidat der Republikaner feststeht.

Politikwissenschaftler hatten das System der Vorwahlen in den USA immer wieder als wenig repräsentativ kritisiert, da nur ein kleiner Teil aller Wahlberechtigten über die künftigen Kandidaten entscheiden. Außerdem beteiligen sich erfahrungsgemäß vor allem Wähler von den extremistischen Rändern der Parteien an den Vorwahlen.

„Traurigerweise begeistert sich niemand für den Ausgleich“, sagt Politikwissenschaftlerin Andrea Hatcher von der Sewanee University in Tennessee. „Die Parteien wenden sich den Extremen zu, deren Anhänger sich mit der größten Wahrscheinlichkeit an den Vorwahlen beteiligen. Das führt zu noch mehr Extremismus im Verlauf der Vorwahlen.“

Bislang fanden erst in zwei US-Staaten Vorwahlen statt: ein sogenannter Caucus in Iowa und eine Primary in New Hampshire. Insgesamt beteiligten sich an den beiden Abstimmungen 371.910 Wähler. Bei der Vorwahl in South Carolina werden nach Schätzungen der Nachrichtenagentur AP etwa 460.000 republikanische Parteigänger ihre Stimme abgeben.

Romney hatte zunächst die Vorwahl in Iowa gewonnen, nach einer erneuten Auszählung kam er allerdings nur auf den zweiten Platz. In New Hampshire setze er sich hingegen mit Leichtigkeit gegen seine Konkurrenten durch. Bis vor wenigen Tagen galt er auch in South Carolina als Favorit.

834.000 Stimmen geben den Ausschlag

Doch selbst nach der dritten Vorwahl werden lediglich 834.000 Wähler ihre Stimme abgegeben haben. Zudem stehen nach der Wahl in South Carolina nur 65 von 2.286 Delegierten für den Parteitag der Republikaner fest. Für die Nominierung sind 1.144 Stimmen nötig.

Und dennoch könnte am (morgigen) Sonntag schon alles vorbei sein. Der Glaube an die Unausweichlichkeit eines bestimmten Endergebnisses nach nur wenigen Vorwahlen macht es für die Gegner des Favoriten immer schwerer, Wahlkampfspenden einzusammeln und die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen. So stirbt so manche Kampagne, bevor sie richtig begonnen hat.

Dynamik in späterer Phase wird unterbunden

„Es geht vor allem um die Erwartungshaltung“, sagt der Politikwissenschaftler Adam Schiffer von der Texas Christian University. „Das lässt eine Dynamik in einer späteren Phase des Wahlkampfs gar nicht mehr zu.“

So könnte der an der republikanischen Basis eigentlich unbeliebte Romney bereits nach der Abstimmung in drei kleinen US-Staaten als Kandidat für die Präsidentschaftswahl im November feststehen. Er gilt in sozialen Fragen als zu liberal und war in den vergangenen Tagen wegen seiner früheren Tätigkeit für die Investmentfirma Bain Capital immer stärker in die Kritik geraten.

Für die Pragmatiker unter den Republikanern dürfte Romney jedoch der Mann der Stunde sein. 58 Prozent der Sympathisanten der Partei glauben, dass er Präsident Barack Obama schlagen könnte. Seinem Konkurrenten Gingrich trauen das gerade einmal elf Prozent zu. Mit Material von dpa und dapd