EKD-Ratspräsident: “Wenn es die Politik nicht deutlich sagt, dann sagen wir es: Was in Afghanistan passiert, ist Krieg.“

Hamburg. Es war eines der schwersten Gefechte, in das deutsche Soldaten in Afghanistan bisher verwickelt waren: Am Karfreitag starben drei deutsche Soldaten, als Taliban-Kämpfer sie aus einem Hinterhalt im Unruhedistrikt Char Darah angriffen. Acht Soldaten wurden verletzt. Damit hat der Konflikt am Hindukusch eine neue Eskalationsstufe erreicht. Für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der seinen Osterurlaub in Südafrika unterbrach, sind es die ersten toten Soldaten seiner Amtszeit.

Mehr als 100 Taliban hatten die Soldaten beim Minensuchen im Distrikt Char Darah etwa sechs Kilometer westlich vom Bundeswehrstützpunkt Kundus entfernt in ein stundenlanges Feuergefecht verwickelt. Vier der bei dem Angriff schwer verletzten deutschen Soldaten werden voraussichtlich an diesem Sonnabend nach Deutschland ausgeflogen. Das südwestlich gelegene Char Darah ist der wohl gefährlichste der sechs Kundus-Distrikte. Es gilt als Hochburg der Taliban.

Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt. Es handele sich um einen "verabscheuungswürdigen und hinterhältigen Angriff", sagte die CDU-Vorsitzende. "Mein Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden vor allem den Angehörigen der ums Leben gekommenen und verwundeten Soldaten. Ich trauere mit ihnen um die Opfer." Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte den "hinterhältigen Angriff" scharf.

Schon vor dem tödlichen Gefecht hat der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Präses Nikolaus Schneider, massive Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr geäußert. "Wir laufen Gefahr, dass der Einsatz völlig seine Legitimation verliert", sagte Schneider dem Abendblatt. "Der Konflikt in Afghanistan ist aus dem Ruder gelaufen. Die Legitimation des Bundeswehreinsatzes ist äußerst brüchig geworden." Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland betonte: "Wenn es die Politik nicht deutlich sagt, dann sagen wir es als Kirche: Was in Afghanistan passiert, ist Krieg."

Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes 2002 starben 39 Bundeswehrsoldaten. Zuletzt kamen im Juni 2009 drei Deutsche bei Gefechten ums Leben.