Hamburg. Es bringe nichts, die Griechen bloßzustellen, sagt Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Man sollte sie für ihren harten Konsolidierungskurs loben - und dennoch den Druck aufrechterhalten.

Abendblatt:

Wer soll Griechenland aus der Krise helfen?

Friedrich Heinemann:

Der Internationale Währungsfonds ist der beste Kreditgeber. So wie es auch Angela Merkel fordert. Denn der IWF hat über Jahre unabhängige Strategien entwickelt - und wird nicht von den europäischen Regierungen politisch beeinflusst. Und die europäischen Nachbarn müssen den Druck auf Griechenlands Sparkurs aufrechterhalten, anstatt dem Land günstige Kredite zu gewähren.

Ist Griechenland noch zu retten?

Ganz sicher. Das Beispiel Irland zeigt, dass ein Land die Krise auf eigene Faust bekämpfen kann. Durch harte Sparmaßnahmen. Auf dem Finanzmarkt sind die Risikoprämien für irische Anleihen schon geschrumpft. Das heißt: Spekulanten fassen wieder Vertrauen in Irland.

Und man muss zumindest anerkennen, dass die Regierung einen harten Konsolidierungskurs eingeschlagen hat. In einem Land mit viel Korruption ist für den Staat viel Geld zu holen - wenn man entsprechende Gesetze erlässt. Ein Beispiel sind die Taxifahrer, die nun endlich Quittungen schreiben müssen.

Was kann die EU tun, um Griechenland zu helfen?

Europa muss gemeinsam mit den Griechen eine solide Statistikbehörde in dem Land entwickeln. Mit Experten von der Europäischen Kommission könnte Griechenland transparente Finanzberichte ausarbeiten. Denn vor allem das war ein Grund für die Krise: Das griechische Staatsdefizit war deutlich größer als jahrelang offiziell angekündigt. Der Finanzmarkt aber braucht verlässliche Angaben.

Wie stark wird der Euro noch im Kurs fallen?

Die Diskussion um den Euro ist Panikmache. Er ist noch weit über dem Wert nach seiner Einführung in 2002. Bei den Kursverlusten zum Dollar spielt auch die konjunkturelle Erholung in den USA eine Rolle. Doch wenn es eine Währung gibt, die uns Sorgen machen sollte, dann ist es der Dollar. Aktuell ist das amerikanische Haushaltsdefizit auf dem Stand des griechischen.

Wie stark geraten Portugal und Spanien noch in die Krise?

Eine Ansteckungsgefahr ist da. Griechenland hat Anleger weltweit dafür sensibilisiert, dass Staaten verwundbar sind. Falls die Griechen den Gläubigern ihr Geld nicht zurückzahlen, könnte das in anderen europäischen Staaten eine Panik der Anleger auslösen: Und die ziehen dann radikal ihr Geld ab.