Der Jemen ist ins Visier von CIA-Agenten gerückt. Dorthin führen auch die Spuren nach dem vereitelten Attentat auf ein US-Flugzeug.

Washington. Die USA haben im Jemen eine verdeckte dritte Front im Kampf gegen al-Qaida neben dem Irak und Afghanistan/Pakistan eröffnet. Nach einem Bericht der "New York Times" halten sich CIA-Spezialisten in Antiterrortaktik im Land auf, zudem suchen hohe US-Militärs und Politiker engen Kontakt zu Jemens Präsidenten Ali Abdullah Saleh. Das Pentagon stellt 70 Millionen Dollar für Einsätze im Jemen bereit - für Luftangriffe auf vermutete Al-Qaida-Ziele. Zuletzt sind am 17. und 24. Dezember mehr als 60 sogenannte "Militante" getötet worden.

Jemens Außenminister Abu Bakr al-Kirbi bestätigte gegenüber der "New York Times", dass al-Qaida immer offener Anschläge im Jemen geplant habe, zuletzt gegen die britische Botschaft. Diese seien mit den US-Luftschlägen vereitelt worden.

Der verhinderte Bomben-Attentäter in dem Flug über Detroit, Umar Faruk Abdulmutallab, hat angegeben, den hochexplosiven Sprengstoff und seine Instruktionen von Al-Qaida-Kommandos in Jemen erhalten zu haben. Dort wird auch der radikale Geistliche Scheich Anwar al-Awlaki vermutet, der mit zahlreichen Terrorverdächtigen in Kontakt steht - darunter mit Major Nidal Malik Hasan, der im November im texanischen Fort Hood 13 Kameraden erschoss. Der Jemen ist laut der "New York Times" in den vergangenen beiden Jahren durch Flüchtlinge aus Saudi-Arabien und entlassene Rückkehrer aus dem Lager in Guantánamo zu einem Auffanggebiet für al-Qaida geworden.

Zudem ist die Sicherheitslage durch einen bewaffneten Aufstand im Nordwesten wie eine Sezessionsbewegung im Süden noch fragiler geworden. Die US-Bundespolizei FBI hat jemenitische Kontakte zu Terrorverdächtigen in Arkansas nachgewiesen. Senator Joe Lieberman, Vorsitzender des Heimatschutz-Ausschusses im Senat, besuchte den Jemen im August; General David Petraeus und John Brennan, der Antiterror-Beauftragte Präsident Obamas, folgten diskret. Lieberman bestätigte gegenüber FoxNews, dass der Jemen ein Zentrum des US-Engagements sei: "Wir haben dort eine wachsende Präsenz."

Der Jemen ist das Heimatland des Vaters von Osama Bin Laden, dem selbst ernannten Al-Qaida-Anführer. Dies ist aber nicht der einzige Grund, weshalb von dem zerklüfteten Land an der Südecke der Arabischen Halbinsel immer wieder im Zusammenhang mit Terrorakten die Rede ist. In der muslimischen Überlieferung heißt es, aus dem Jemen werde eines Tages eine "rettende Armee" kommen.

In den USA hat das vereitelte Attentat auf einen US-Passagierjet unterdessen breite Kritik an den Sicherheitspannen ausgelöst. Noch nie gab es vor einem versuchten Anschlag so viele ernste Warnungen. Im Oktober hatte der Vater Abdulmutallabs die US-Botschaft in Abuja telefonisch vor seinem untergetauchten Sohn und dessen radikaler Gesinnung gewarnt und vermutet, er könne in den Jemen gereist sein. Die US-Diplomaten entzogen dem Sohn jedoch nicht sein bis Juni 2010 gültiges US-Visum, sondern setzten ihn auf die 550 000 Namen umfassende Liste für Personen mit möglichen Terrorkontakten - nicht aber auf die Liste mit den in den USA unerwünschten Personen. Lieberman verwies darauf, dass die Liste mit den 550 000 Namen dem Sicherheitspersonal auf internationalen Flughäfen nicht zur Verfügung steht. Die Information hätte ausgereicht, "den Typen aus der Warteschlange in Amsterdam zu holen".