Demonstranten haben in Kopenhagen Mülleimer angezündet und Polizisten mit Molotow-Cocktails angegriffen. Mehr als 200 wurden festgenommen.

Kopenhagen. In Kopenhagen ist die Polizei am späten Montagabend mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Randalierer vorgegangen. Die militanten Umweltschützer hatten nahe der alternativen Wohnsiedlung Christiania Mülltonnen angezündet und sie als brennende Barrikaden genutzt. Polizisten, die sie löschen wollten, griffen sie mit Molotow-Cocktails an, wie ein AFP-Journalist berichtete.

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Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein und drang kurz vor Mitternacht in die Wohnsiedlung Christiania ein. Dort nahm sie nach Angaben eines Sprechers rund 210 Menschen fest. Zahlreiche dänische und ausländische Umweltaktivisten hatten zuvor an einem Fest auf dem Christiania-Gelände teilgenommen. Ein Augenzeuge sagte dem Nachrichtensender TV2 News, die Polizei habe alle Ausgänge des Geländes abgeriegelt und Tränengas eingesetzt, um die in einem Zelt versammelten Teilnehmer auseinanderzutreiben.

Am Mittwoch steht den wegen ihres harten Einsatzes vielfach kritisierten dänischen Sicherheitskräften eine neue Kraftprobe bevor: Militante Gruppen haben angekündigt, entgegen aller Verbote den Tagungsort des Gipfels stürmen zu wollen. Bis Montagabend war es nicht zu Krawallen im Umfeld des Gipfels gekommen. Dennoch hatte die Polizei seit Samstag bei mehreren Demonstrationen fast 1500 Menschen festgenommen.

Der Klimagipfel geht unterdessen in die spannende Endphase. Die Umweltminister aus 192 Staaten beraten seit Beginn der Woche über ein globales Klimaschutzabkommen gegen den Temperaturanstieg durch Treibhausgase. Bundesumweltminister Norbert Röttgen forderte dabei vor allem die USA und China auf, mit weitergehenden Zusagen als bisher zum Erfolg des Klimagipfels beizutragen. Beide Länder allein stehen für 40 Prozent der CO2- Emissionen.

Die inhaltlichen Beratungen auf Ministerebene beginnen am Mittwoch. US-Präsident Barack Obama, der am Freitag in Kopenhagen erwartet wird, erhofft sich nach Angaben seines Sprechers Robert Gibbs eine verbindliche Übereinkunft vom Klimagipfel, „die die Länder verpflichtet, aussagekräftige Schritte zu unternehmen“. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore sagte in Kopenhagen, die USA müssten „sehr viel mehr“ für den Kampf gegen die Erderwärmung tun. Das, was Obama in weniger als einem Jahr unternommen habe, sei allerdings hervorragend im Vergleich zu den acht Jahren der Vorgängerregierung unter George W. Bush.