Dürre, Stürme, Überschwemmungen und Eisschmelze: Die Klimaerwärmung hat schon jetzt für viele Menschen Folgen.

Kopenhagen. "Das erste Mal haben 2008 vier Hurrikans in einem Jahr Haiti heimgesucht, und das innerhalb von zwei Monaten. Alle Schulen im Land waren für einen Monat geschlossen. Und mein Haus war überflutet", erzählt die 16-Jährige Marie Moise Louissant aus ihrem Heimatland. Ganz andere Erfahrungen machte die Kenianerin Laurine Millicent Oyodah (15). Sie und ihre Landsleute leiden oft unter Dürren. Nach einer Trockenzeit seien die Nahrungsmittel knapp und teuer. Manchmal könne sie nicht zur Schule gehen, weil das Schulgeld für Nahrungsmittel ausgegeben werden muss. Aber sie berichtet auch, dass an ihrer Schule bereits 1600 Bäume für den Klimaschutz gepflanzt wurden.

Laurine und Marie Moise sind zwei von neun jungen Klimabotschaftern, die im Namen aller Kinder und Jugendlichen der Welt die Teilnehmer des Klimagipfels auffordern, endlich Ernst zu machen mit dem Klimaschutz. Im Vorfeld des Gipfels haben sie eine Deklaration erarbeitet, die sie nun der dänischen Umweltministerin Connie Hedegaard übergaben. Und die Gastgeberin des Gipfels ermunterte die Jugendlichen: "Ihr müsst den Politikern sagen, dass sie Kopenhagen nicht mit leeren Händen verlassen dürfen. Ihr, die Bürger, die junge Generation, fordert uns auf, jetzt aktiv zu werden."

Genau dies war gestern am Rande der Uno-Konferenz im Bella Center deutlich zu vernehmen. "Meine Eltern haben mir von der Schönheit unserer Inseln erzählt", sagte Mohammed Axam Maumoon von den vom Untergang bedrohten Malediven. "Ich sehe heute nur noch einige kleine Teile davon, genug, um mich glücklich zu machen. Aber was zeige ich meinen Kindern?", fragte der 15-Jährige sich und die Welt. Aber Mohammed will nicht nur Opfer sein: "Mein Land hat gerade beschlossen, CO2-neutral zu werden, indem die anfallenden Emissionen durch Klimaschutzmaßnahmen ausgeglichen werden. Unser Anteil am Treibhausgasausstoß beträgt zwar nur 0,0 etwas Prozent, aber immerhin gehen wir diesen Weg, und andere Länder sollten folgen."

Mohammed hofft, dass es nicht so schlimm wird wie derzeit schon im Inselstaat Tuvalu im Pazifik nördlich der Fidschi-Inseln. Dessen 10 000 Einwohnern nimmt der Meeresspiegelanstieg ganz allmählich ihre Lebensgrundlage: Die Küsten erodieren, Ackerland wird überflutet und unbrauchbar, Ernten und Trinkwasserbrunnen zerstört. Ohne Trinkwasser und Nahrung könnten die Polynesier schon bald ihre Heimat aufgeben müssen.

Die Erwärmung macht auch Ivalu Christensen (14) zu schaffen - der Grönländerin schmilzt der Schulweg weg: "Als ich 2001 mit der Schule begann, fror das See-Eis bis zur Nachbarinsel, auf der die Schule steht, zu", erzählt sie. "Meine Familie und ich liefen den zwei Kilometer langen Weg sehr oft. Acht Jahre später ist das See-Eis nur auf 500 Metern der Strecke vorhanden, und es ist oft so instabil, dass selbst unsere Jäger nicht mehr sagen können, ob die Passage sicher ist."

Ivalu ist eine Ausnahme, die anderen acht Klimabotschafter kommen aus weit südlicheren Gefilden. Tarikul Islam (16) aus Bangladesch musste bereits seine Heimat verlassen. Am 25. Mai dieses Jahres zerstörte der Zyklon "Aila" das Küstengebiet, in dem er lebte. Seine Familie verlor ihren Besitz und siedelt nun an einem sichereren Ort.

Inzwischen gibt es einen Aktionsplan, um den Süden des Landes besser an die neuen Gefahren anzupassen. Und ein Landsmann von Tarikul, der Architekt Mohammed Rezwan, setzt der Bedrohung eine "Hoffnungs-Flotte" entgegen: Er ließ 88 schwimmende Schulräume bauen: mit Solarenergie versorgte Hausboote inklusive Internetanschluss, die die Flüsse hinauffahren, um die Kinder in den ländlichen Regionen zu unterrichten. Und er hat bereits neue Ideen: Schwimmende Gärten, vielleicht sogar komplette Dörfer könnten dem 150-Millionen-Volk helfen, in Bangladesch bleiben zu können.