Umweltschützer warnen vor einem Scheitern der Konferenz. EU verschärft Druck auf die USA. Merkel mahnt Indien und China.

Hamburg/Kopenhagen. Für viele Experten ist es die letzte Chance zur Umkehr: Mit dramatischen Appellen zum sofortigen Handeln hat gestern der Uno-Klimagipfel in Kopenhagen begonnen. Die Konferenz sei die "Hoffnungsträgerin der Menschheit", sagte der dänische Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen vor den Delegierten aus 192 Ländern: "Der Klimawandel kennt keine Grenzen, er betrifft uns alle." WWF-Vertreterin Kim Carstensen warnte vor einem Scheitern: "Wir haben zwölf Tage, um die Erde zu retten." Uno-Klimasekretär Yvo de Boer sagte: "Die Zeit für formale Erklärungen ist vorbei. Es ist die Zeit gekommen, einander die Hand zu reichen."

Die Konferenz verhandelt über ein Nachfolgeabkommen des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls. Ziel ist es, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad zu begrenzen, um die Folgen des Klimawandels beherrschbar zu halten und eine weltweite Katastrophe zu verhindern. Die Beratungen erfolgen zunächst auf Fachebene. Für die Schlussphase am 17. und 18. Dezember haben 110 Staats- und Regierungschefs ihr Kommen zugesagt, darunter US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Regierungschefs großer Schwellenländer wie China und Indien.

Vor allem diese Länder sieht Merkel in der Pflicht. "Insbesondere Indien und China müssen noch zulegen", sagte Merkel im ZDF. Die USA hätten das Ziel, die Erderwärmung bis 2050 bei zwei Grad zu stoppen, dagegen bereits anerkannt. Sie selbst werde "bis zur letzten Stunde" für ein gemeinsames Klimaziel werben. Auch die EU verlangte ehrgeizigere Klimaziele von China und den USA. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte: "Europa kann das Klima in der Welt alleine nicht retten."

Zum Konferenzauftakt hat eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung den Handlungsbedarf untermauert. Als Folge des Klimawandels drohe der Meeresspiegel deutlich schneller zu steigen als bislang befürchtet. Bis Ende des Jahrhunderts sei ein Anstieg um bis zu fast zwei Meter zu erwarten - mit verheerenden Folgen für Küstenstädte rund um den Globus.

Eine revolutionäre Maßnahme zum Klimaschutz plant derweil die japanische Raumfahrtbehörde. Sie will bis 2030 Solarenergie aus dem Weltall sammeln.