Zehntausende Menschen haben in Kopenhagen für schnelle Klimahilfe für arme Länder demonstriert. Etwa 400 Personen wurden festgenommen

Kopenhagen. “Wir haben als Menschheit der Natur auf unserem Planeten eine zu große Last aufgebürdet. Jetzt müssen wir gemeinsam sehr schnell Verantwortung übernehmen“, sagte als international bekannteste Kundgebungsrednerin, die Dänin Helena Christensen. Das jetzt als Fotografin tätige Ex-Supermodel verlangte von US-Präsident Barack Obama weiterreichende Zusagen für den Klimaschutz, wenn er Ende nächster Woche persönlich in Kopenhagen mit Vertretern der anderen 191 Staaten ein neues Klima-Abkommen aushandelt: „Die USA müssen einsehen, dass sie mit ihrer Macht enormen Einfluss darauf haben, was im Klimaschutz passieren kann.“

Die Veranstalter sprachen von bis zu 100 000 Teilnehmern, die Polizei zum Auftakt der Großkundgebung dagegen nur von 10 000. Am selben Tag waren in mehr als 130 Ländern mehr 3000 Veranstaltungen für ein weitgehendes Klimaabkommen geplant. Wie in vielen anderen Städten demonstrierten etwa in Athen mehrere hundert Menschen trotz strömenden Regens. „Mahnung an alle: Das Klima brennt“, hieß das Motto der Proteste.

Der Sprecher der dänischen Organisatoren, Knud Vilby, meinte über die Forderungen der Klimaaktivisten: „Wir sind für ein ehrgeiziges Klimaabkommen, für ganz schnelles Handeln und für Gerechtigkeit gegenüber den Armen auf der Straße.“

Die Demonstranten marschierten am Nachmittag zum sechs Kilometer entfernten Tagungsort „Bella Center“ der UN-Klimakonferenz vor den Toren Kopenhagens. Dort sollten der dänischen Konferenzpräsidentin Connie Hedegaard und dem niederländischen Chef des UN- Klimasekretariats, Yvo de Boer, 18 Großsegel mit den Forderungen der Klimaaktivisten überreicht werden. Beide kündigten an, dass sie zum direkten und persönlichen Dialog mit den Demonstranten bereit seien.

Die dänische Polizei ging am frühen Abend massiv und „vorbeugend“gegen mutmaßliche Randalierer vor. Nach Medienangaben wurden etwa 400 Personen festgenommen. Die Festnahmen seien vorbeugend erfolgt, weil die Polizei kriminelle Absichten während des Marsches zum Tagungsort der UN-Klimakonferenz vermutet habe. Wie der Fernsehsender DR meldete, wurde ein Polizist durch einen Pflasterstein am Kopf verletzt. Die Verletzungen seien „nicht lebensgefährlich“. Nach den Medienangaben kam es in der Nähe des „Freistaates Christiania“ zu tätlichen Auseinandersetzungen.

Nach drastischen gesetzlichen Verschärfungen zum Demonstrationsrecht wegen des Klimagipfels kann die Polizei in Dänemark Personen auf bloßen Verdacht krimineller Handlungen für zwölf Stunden in Haft nehmen. Für die Demonstrationen zum Klimagipfel waren eigens vergitterte Massen-Arrestzellen in einer alten Lagerhalle eingerichtet worden.