Kopenhagen. Den ärmsten Ländern der Welt muss angesichts bedrohlicher Klimarisiken besonders geholfen werden. Das erkannten bereits die Teilnehmer des siebten Klimagipfels 2001 in Marrakesch (Marokko). Sie beschlossen, die 48 ärmsten Nationen entsprechend zu fördern. Das Geld stammt aus dem Umweltfonds GEF (Global Environmental Facility), dem Finanzierungsinstrument der Klimakonvention.

41 Staaten haben inzwischen dem GEF Aktionspläne vorgelegt, acht von ihnen bereits mit der Umsetzung begonnen. "Unser Fonds ist derzeit mit 200 Millionen US-Dollar (136 Millionen Euro) ausgestattet, aber wir brauchen deutlich mehr. Deshalb bitten wir die Vertragsstaaten, den Etat auf zwei Milliarden Dollar aufzustocken", sagte GEF-Sprecherin Maureen Shields Lorenzetti in Kopenhagen.

Der Himalajastaat Bhutan gehört zu den Vorreitern. "Wir haben mehr als 2700 Gletscherseen. Durch den Klimawandel erhalten sie zusätzliches Wasser, der Druck auf die natürlichen Dämme steigt - und damit auch das Risiko, dass bei einem Dammbruch die Menschen in den Flusstälern Bhutans und Millionen Menschen in Indien durch Überschwemmungen in Lebensgefahr geraten", erzählt Bhutans Umweltminister Nado Rinchhen. Neben Siedlungen und Landwirtschaftsflächen könnte eine Vielzahl von Wasserkraftwerken zerstört werden. Dies wäre eine ökonomische Katastrophe für das Land, denn 45 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus dem Stromexport aus Wasserkraft nach Indien.

Hinter dem Minister läuft auf einer Großbildleinwand ein Film, der Arbeiter zeigt, die im Hochgebirge mit den Händen Steine aufschütten. "Wir erhöhen hier einen Damm zwischen zwei Seen", erklärt Rinchhen. "Er ist bereits um einige Meter geschrumpft. Wenn die Seen zusammenfließen, droht eine Katastrophe." Die Arbeit ist im wahrsten Wortsinn steinig: Baufahrzeuge können in die Höhen nicht hinaufgebracht werden, selbst die Männer brauchen täglich jeweils eineinhalb Stunden für den Auf- und den Abstieg zur bzw. von der Baustelle.

Im dicht besiedelten Punakha-Wangdi-Tal soll ein bestehendes Frühwarnsystem verbessert werden: Sensoren messen die Wasserspiegel der Seen und überwachen die Stabilität der Moränendämme. Sie schlagen Alarm, wenn die große Flut droht.

Mit Überschwemmungen hat auch der Inselstaat Samoa zu kämpfen. Neben Starkregen, der Boden fortreißt, Abwassersysteme überfordert und Ernten vernichtet, gefährdet der steigende Meeresspiegel die Südseebewohner. Wellen erodieren die Küsten, überspülen Äcker und machen sie unbrauchbar. "Wir wollen salzwasserresistente Nutzpflanzen wie Brotfruchtbaum, Yams, Taro und Süßkartoffel entwickeln", sagte Anne Rasmussen vom Umweltministerium in Samoa (ihr Name verrät dänische Vorfahren). Von solchen Sorten könnten auch andere Pazifik-Inseln profitieren, hofft sie.

Wie schicksalhaft Klima sein kann, spüren die Menschen in Zentralafrika traditionell. Immer wieder leiden etwa die Bewohner von Niger am Südrand der Sahara unter Dürren. Nun soll es dort noch wärmer werden und der Niederschlag abnehmen - in einem Land, das hauptsächlich von Ackerbau und Weidewirtschaft lebt. Auch Niger startete Anpassungsmaßnahmen in einigen Pilotgemeinden. Dort werden die Äcker zum Beispiel nach der "Zai"-Methode umgestaltet: Alle ein bis zwei Meter graben die Kleinbauern Löcher mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern. Sie füllen sie mit Kompost, Mist und Deckerde. Wenn Regen fällt, sammelt er sich in den Löchern. Diese bieten Nutzpflanzen, etwa Mais und Hirse, bessere Wuchsbedingungen als der nackte Ackerboden.

Für den Nachbarstaat Burkina Faso rechnen Meteorologen damit, dass zur Mitte des Jahrhunderts in der Hauptvegetationszeit Juli bis September 20 bis 30 Prozent weniger Regen fallen werden. Landwirtschaftliche Schulungen, Maßnahmen zum Wasser- und Bodenschutz sowie ein Frühwarnsystem für drohende Nahrungsmittelknappheit sollen den Entwicklungen entgegentreten. Gerade in Afrika ändern sich die Niederschlagsmuster deutlich mit zum Teil verheerenden Folgen. "Im September hatten wir starke Regenfälle mit noch nie da gewesenen Überflutungen" erzählt Mamdou Honadia vom Nationalen Umweltrat. "1500 Menschen verloren ihr Zuhause." Burkina Faso zeigt: Die Klimafolgen sind vielfältig und überraschend. Deshalb müssen auch die Anpassungsmaßnahmen ständig neuen Anforderungen angepasst werden.