Besonders Frauen sind betroffen. „Was fehlt, ist der politische Wille, den Hunger für immer auszumerzen“, kritisierte die Uno.

Rom/Bonn. Die Weltwirtschaftskrise hat „verheerende“ Auswirkungen auf den Hunger in der Welt. Wie die Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in ihrem diesjährigen Welthungerbericht mitteilte, stieg die Zahl der Hungerleidenden 2009 als Folge der Krise auf 1,02 Milliarden – den höchsten Wert seit 1970.

Damit steht die Realität im krassen Gegensatz zu den im Jahr 2000 formulierten Millenniums-Zielen, in denen die Vereinten Nationen ursprünglich angestrebt hatten, den Hunger bis 2015 zu halbieren. Nach dem Bericht leidet statistisch jeder sechste Mensch auf der Welt unter Hunger und Unterernährung, insgesamt 100 Millionen Menschen mehr als 2008. Die meisten unterernährten und hungernden Menschen leben in Entwicklungsländern, die Mehrheit von ihnen (642 Millionen) in Asien und in der Pazifik-Region. 15 Millionen sind in den Industrieländern betroffen.

Die Auswirkungen der Krise auf den Welthunger seien „katastrophal“, sagte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf. Er forderte die Regierungen der Industrieländer auf, sich stärker gegen den Hunger einzusetzen. „Was fehlt, ist der politische Wille, den Hunger für immer auszumerzen“, kritisierte der FAO-Chef. Dabei seien die technischen und ökonomischen Voraussetzungen durchaus gegeben. So wie die Mächtigen der Welt „schnell, gemeinsam und kraftvoll“ auf die Weltwirtschaftskrise reagiert hätten, sei nun „derselbe starke Einsatz gefragt, um den Hunger zu bekämpfen“.

Am schlimmsten ist die Situation in den von Kriegen und Konflikten heimgesuchten afrikanischen Ländern Kongo, Burundi, Eritrea, Sierra Leone, Tschad und Äthiopien. Maßstab des Indexes unter 121 Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Zahl der Unterernährten sowie die Sterblichkeitsrate und Untergewichtigkeit der unter Fünfjährigen.

Insgesamt verzeichnet der Index leichte Verbesserungen gegenüber 1990 in Staaten südlich der Sahara, wo er um 13 Prozent zurückging. In Südasien fiel der Index um 25 Prozent, in Nahost und Nordafrika um etwa 32 Prozent. Die größten Fortschritte waren in Südostasien, sowie Lateinamerika und der Karibik mit einem Rückgang um 40 Prozent zu verzeichnen. Am erfolgreichsten waren Kuwait, Tunesien, Fidschi, Malaysia, die Türkei, Nicaragua, Mexiko, Saudi-Arabien, Vietnam und Brasilien.

Trotz ihrer Schlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung leiden Frauen weltweit am meisten unter Hunger und Armut. Rund 70 Prozent der weltweit 1,4 Milliarden armen Menschen sind Frauen. „Die Stärkung von Frauen ist ein Schlüssel im Kampf gegen Hunger und Armut“, erklärte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann.