Über 40 Tote auf einem Marktplatz im Nordwesten des Landes. Kampfflugzeuge attackierten Stellungen der Taliban.

Islamabad. Zwei Tage nach dem spektakulären Terrorangriff auf das Hauptquartier der pakistanischen Streitkräfte sind bei einem Selbstmordanschlag auf einen Armeekonvoi mindestens 41 Menschen ums Leben gekommen. Der Informationsminister der Nordwest-Grenzprovinz, Mian Iftikhar Hussain, sagte, 45 weitere Menschen seien verletzt worden, als sich der Attentäter auf einem Basar im Distrikt Shangla neben den Militärfahrzeugen in die Luft sprengte. Unter den Toten seien sechs Soldaten. Die Behörden machten die radikal-islamischen Taliban für die Bluttat verantwortlich.

Nach Angaben aus Geheimdienstkreisen soll es sich bei dem Attentäter um einen etwa 15 Jahre alten Jugendlichen gehandelt haben, der zu Fuß unterwegs war. Ein örtlicher Polizeisprecher sagte, die am Körper des jungen Mannes befestigte Bombe habe mehrere Kisten Munition auf den Militärfahrzeugen zur Explosion gebracht. Vor allem deshalb habe es so viele Opfer unter den Passanten gegeben.

Die Region Shangla liegt östlich vom Unruhedistrikt Swat, wo das Militär im Frühjahr eine Großoffensive gegen Anhänger des Extremisten-Chefs Maulana Fazlullah geführt hatte. Dabei waren nach offiziellen Angaben etwa 2000 Extremisten getötet worden. Tausende weitere hatten sich aus dem Swat-Tal in die benachbarten Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan zurückgezogen.

Der Anschlag ist die vierte spektakuläre Operation der Aufständischen innerhalb einer Woche. Am Sonnabend hatten die Taliban das schwer bewachte Hauptquartier der Armee in der Garnisonsstadt Rawalpindi bei Islamabad attackiert und Dutzende Menschen in einem Gebäude festgehalten. Nach 22 Stunden beendeten Spezialeinheiten die Geiselnahme. Nach Angaben des Militärs wurden bei der Terroraktion 20 Menschen getötet, darunter neun Angreifer und acht Sicherheitskräfte.

Bereits am Freitag hatte ein Selbstmordattentäter auf einem Markt in der nordwestpakistanischen Millionenstadt Peschawar mehr als 50 Menschen mit in den Tod gerissen. Am vergangenen Montag waren bei einem Selbstmordanschlag in Islamabad fünf Angestellte des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) getötet worden.

Nach dem Terrorangriff am Wochenende hatte der pakistanische Innenminister Rehman Malik noch einmal die Notwendigkeit unterstrichen, gegen die Aufständischen vorzugehen und eine neue Großoffensive in den Stammesgebieten angekündigt. Diese werde „bald“ beginnen, sagte Malik. Ein Militärsprecher erklärte, die Truppen stünden bereit, über den Zeitplan für die Offensive müsse jedoch die Regierung entscheiden.

Die pakistanische Luftwaffe bombardierte unterdessen Stellungen der Aufständischen im Stammesgebiet Bajaur. Wie am Montag aus pakistanischen Geheimdienstkreisen verlautete, wurden bei der Aktion mindestens zwölf Taliban-Kämpfer getötet.