Der Attentäter, der Juden und Schwarze hasste, war gekommen, Juden im Schrein ihres Überlebens zu töten, und er ließ ihrem ersten Verteidiger, einem Schwarzen, keine Chance.

Washington. James von Brunn (88) betrat das Foyer des U.S. Holocaust Memorial Museums, richtete ein Gewehr auf den Sicherheitsbeamten Stephen Johns (39) und schoss ihn nieder, bevor er seine Waffe ziehen konnte. Zwei weitere Sicherheitsleute erwiderten das Feuer; mindestens eine ihrer Kugeln traf Brunn ins Gesicht. Stephen Johns starb wenige Stunden später; sein greiser Mörder ringt mit dem Tod.

Zeugen berichteten von Deckung suchenden Touristen, schreiend fliehenden Schulkindern, einer beschrieb Szenen eines "Horrorfilms", manche sahen den Abtransport des Attentäters, die Hände an seine Trage gefesselt. Der ehemalige Verteidigungsminister William Cohen stand nahe dem Ausgang und sah den alten Mann hereinkommen, beachtete ihn jedoch nicht.

Die Tat in dem 1993 eröffneten Museum nahe der National Mall, nur anderthalb Kilometer vom Weißen Haus entfernt, lähmte Washington für Stunden. Ermittler hatten in dem Wagen Brunns ein Notizbuch gefunden, in dem angeblich weitere Ziele in der Hauptstadt genannt wurden. Bombenentschärfungsteams wurden an zehn dieser Orte geschickt, darunter die National Cathedral.

"Diese entsetzliche Tat", ließ Präsident Obama verbreiten, "erinnert uns daran, dass wir gegen Antisemitismus und Vorurteile in all ihren Formen wachsam bleiben müssen." Keine Woche ist verstrichen, seit Barack Obama Buchenwald besucht hat. "Der Zeitpunkt der Tat ist wirklich auffällig", sagt der Extremismus-Experte Brian Levin von der California State University. "Von Brunn sah einen schwarzen Präsidenten, der in Buchenwald an den Holocaust erinnert, und entschloss sich dann, das größte Symbol des Holocaust in den USA zu attackieren." Das Holocaust-Museum im Herzen der US-Bundeshauptstadt wird jedes Jahr von rund 1,7 Millionen Menschen aus aller Welt aufgesucht.

James von Brunn ist seit Jahrzehnten in rassistischen Hassgruppen, die gegen Juden, Schwarze, Katholiken, Schwule hetzen, eine feste Größe. Er bewundert Hitler, verachtet die USA, beklagte, er habe im Zweiten Weltkrieg als Kommandant eines Kanonenbootes "auf der falschen Seite gekämpft". In einem Buch, "Kill the Best Gentiles" verbreitet er sich zur "Judenfrage" und rühmt die (gefälschten) "Protokolle der Weisen von Zion".

Amerikanische Bürgerrechtsgruppen warnen mit Verweis auf den Mord an einem Abtreibungsarzt vor einer Welle von rechtsextremen Gewalttaten, die seit der Wahl Barack Obamas zunehmen. "Die Wirtschaftskrise und die Wahl des ersten afroamerikanischen Präsidenten stärken die Radikalisierung und Rekrutierung rechtsradikaler Gruppen deutlich", heißt es warnend in einem vertraulichen Gutachten des US-Ministeriums für Heimatschutz.