Dramatische Szenen im Holocaust-Museum in Washington. Ein Neonazi erschießt einen Wachmann. Besucher rennen in Panik davon. US-Präsident Obama ist entsetzt.

Washington. Er schoss sofort. Gegen 13 Uhr betrat James von Brunn das Holocaust-Museum in Washington. Es herrschte großer Andrang. Der 88 Jahre alte bekannte Neonazi hatte ein Gewehr und eine Schrotflinte bei sich. Der Sicherheitsbamte, auf den er im Eingang des Museums traf, hatte keine Chance. Von Brunn eröffnete das Feuer, der Sicherheitsbeamte brach zusammen. Besucher rannten in Panik davon. Beim anschließenden Schusswechsel mit anderen Wachleuten wurde auch von Brunn lebensgefährlich verletzt. Sein Zustand gilt als kritisch. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann allein handelte.

US-Präsident Barack Obama äußerte sich erschüttert. Auch Israel reagierte schockiert über die Bluttat in dem Holocaust-Museum und verurteilte die Tat in einer Stellungnahme der Botschaft in Washington. Der Vorfall „erinnert uns daran, dass wir wachsam sein müssen gegenüber Antisemitismus und Vorurteilen aller Art“, heißt es in einer Erklärung des Präsidenten. „Keine amerikanische Institution ist so wichtig bei diesen Bemühungen wie das Holocaust-Museum, und keine Gewalttat wird unsere Entschlossenheit mindern, die zu ehren, die wir verloren haben, indem wir eine friedlichere und tolerantere Welt schaffen.“ Obama hatte erst Ende vergangener Woche in Deutschland die KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar besucht und gemahnt: "Die Welt muss wissen, was hier geschehen ist."

Der Schütze ist laut CNN ein bekannter Holocaust-Leugner, der eine antisemitische Webseite „Das Heilige Westliche Reich“ betreibt. Er habe bereits in der Vergangenheit als „eingefleischter“ Antisemit und Rassist von sich reden gemacht, sei aber anscheinend seit längerem nicht mehr „aktiv“ gewesen, berichtete der Sender unter Berufung auf Behördenkreise. Im Wagen des Mannes hätten Ermittler ein Notizbuch mit einer Liste von anderen Orten in Washington gefunden. Der Zweck dieser Liste war zunächst unklar.

Der jüdischen Anti-Defamation League zufolge unterhielt von Brunns Webseite Hasstiraden gegen Juden und Schwarze. 1981 drang er - anscheinend aus Wut über hohe Zinssätze – bewaffnet in die US- Zentralbank ein, um Geiseln zu nehmen. Er wurde von einem Sicherheitsbeamten überwältigt und verbüßte dann eine sechsjährige Gefängnisstrafe. Er habe das einer „Neger- Geschworenenjury“ und einem „Juden-Richter“ zu verdanken, hieß es dazu später auf seiner Webseite.

Das Holocaust Memorial Museum in Washington ist allen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet. Es wirbt für Freiheitsrechte und Menschenwürde in aller Welt, bietet Ausstellungen und verfügt über ein umfassendes Archiv. Jedes Jahr zählt das Museum durchschnittlich 1,7 Millionen Besucher, darunter viele Schulkinder, und seit der Eröffnung kamen auch 85 Staatsoberhäupter.