Selbstmordanschlag in Kundus: Taliban sprengt sich neben Bundeswehr-Fahrzeugen in die Luft. Außenminister Steinmeier setzt Besuch dennoch fort. Der inzwischen umstrittene Präsident Karsai kommt am 9. Mai nach Berlin.

KabulBerlin. Zielten die radikalislamischen Taliban auf den deutschen Außenminister? Oder war es nur ein Propagandatrick wie nach dem Raketenbeschuss kurz nach dem Afghanistan-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel? Eine überraschende Visite von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Afghanistan ist von einem neuen Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr überschattet worden. Fünf Soldaten wurden bei dem Attentat nahe dem deutschen Feldlager Kundus leicht verletzt.

Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban. Steinmeier versicherte am Rande von Gesprächen in Kabul, dass sich Deutschland auch von solchen "feigen Anschlägen" nicht von seiner Unterstützung für das kriegsgeplagte Land abbringen lassen wolle. In Afghanistan sind mehr als 3800 deutsche Soldaten stationiert.

Als Reaktion auf die massive Truppenverstärkung besonders der USA in Afghanistan kündigten die Taliban eine landesweite Offensive an.

Steinmeier traf unter anderem mit Präsident Hamid Karsai zusammen, der sich ausdrücklich für die deutsche Unterstützung seit dem Sturz der Taliban 2001 bedankte. Der Gesamtwert der Hilfe wird bis 2011 eine Summe von 1,2 Milliarden Euro erreichen. Am international viel kritisierten Entwurf für ein neues Ehegesetz hält Karsai nach deutschen Angaben nicht mehr fest.

Der Attentäter sprengte sich neben einer deutschen Patrouille rund 15 Kilometer südlich von Kundus-Stadt in einem Auto in die Luft. Dabei wurde das schwer gepanzerte Fahrzeug stark beschädigt. Trotz des Attentats will Steinmeier seinen Besuch wie geplant bis Donnerstag fortsetzen. Aus Sicherheitsgründen blieb das weitere Programm aber geheim.

In der ersten Mai-Woche soll es in Washington ein Treffen Karsais und seines pakistanischen Kollegen Asif Ali Zardari mit US-Präsident Barack Obama geben. Auf der Rückreise will Karsai dann am 9. und 10. Mai in Berlin Station machen. Steinmeier sagte, er habe "große Hoffnungen" in das Treffen. "Pakistan muss ohne Zweifel mehr Anstrengungen unternehmen, um die islamistischen Kräfte im Norden zurückzudrängen." Das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan gilt als wichtigstes Rückzugsgebiet für islamistische Terroristen. In Afghanistan sind derzeit mehr als 70 000 Soldaten aus über 40 Nationen stationiert. Bis zur Präsidentenwahl im August wird ihre Zahl weiter erhöht.