Höchste Sicherheitsstufe für den überraschenden Gast aus Deutschland: Für Außenminister Steinmeier ist es die vierte Afghanistan-Reise seiner Amtszeit. Beim Merkel-Besuch vor drei Wochen flogen Taliban-Raketen gegen deutsche Truppen.

Kabul. Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist zu einem überraschenden Besuch in Afghanistan eingetroffen. In der Hauptstadt Kabul traf er sich mit Präsident Hamid Karsai und Außenminister Rangin Dadfar Spanta. Für Steinmeier ist es die vierte Afghanistan-Reise seiner Amtszeit. Aus Sicherheitsgründen wurde sein Aufenthalt bis nach der Ankunft geheimgehalten.

"Wir wollen dafür sorgen, dass das afghanische Volk nach vielen Jahren des Krieges und des Bürgerkrieges wieder auf die Beine kommt", sagte Steinmeier. Im Kampf gegen den Terrorismus sprach sich Steinmeier für eine "regionale Lösung" aus, in die auch die benachbarte Atommacht Pakistan einbezogen werden müsse. "Solange das nicht der Fall ist, werden auch unsere Bemühungen in Afghanistan nur begrenzt erfolgreich sein."

Das pakistanische Grenzgebiet zu Afghanistan dient Extremisten als Rückzugsraum. Aufständische greifen von dort aus immer wieder Ziele in Afghanistan an. Der britische Premierminister Gordon Brown hatte das Grenzgebiet bei einem Besuch in Kabul als "Schmelztiegel des Terrorismus" bezeichnet. Auch in Pakistan gewinnen die Taliban zunehmend an Macht. Karsai und sein pakistanischer Amtskollege Asif Ali Zardari werden in den kommenden Tagen zu einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Barack Obama nach Washington reisen.

Erst vor drei Wochen war Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Afghanistan. Merkel besuchte die deutschen Truppen im Norden des Landes. Auf Gespräche mit der Regierung in Kabul verzichtete sie. Nach ihrem Besuch kam es zu Raketenbeschuss auf deutsche Truppen. Die Taliban behaupteten sogar, sie hätten Merkel töten wollen.

Derzeit sind in Afghanistan etwa 3800 deutsche Soldaten stationiert. Die Zahl soll in den nächsten Monaten auf etwa 4400 erhöht werden. Die Nato hatte kürzlich beschlossen, sich neben der Bekämpfung der Taliban stärker um den Wiederaufbau des Landes zu kümmern. Im August wird in Afghanistan ein neuer Präsident gewählt. An Karsai, der bereits seit 2001 im Amt ist, gab es in den vergangenen Monaten zunehmend Kritik aus dem Westen. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, zu wenig zur Bekämpfung der Korruption zu unternehmen.