Den 13. Tag in Folge flogen Steine und Molotowcocktails. Der Tourismus bricht ein, Streiks legen Verkehr lahm. Bilder zum Artikel

Athen. Nach einer zunächst friedlichen Demonstration von mehreren Tausend Studenten und Schülern kam es gestern erneut zu Zusammenstößen im Zentrum der griechischen Hauptstadt Athen. Rund 300 Vermummte lösten sich aus der Demonstration und warfen Molotowcocktails auf die Polizei. Andere versuchten, die Fensterscheiben von zwei Luxushotels zu zerschlagen, zündeten mehrere Autos an und warfen Steine und Farbbeutel auf die Polizei. Die Beamten setzten massiv Tränengas ein. Passanten, die zum Weihnachtseinkauf in die Innenstadt gekommen waren, flüchteten in Panik, berichteten Augenzeugen.

An der Athener Universität lieferten sich Studenten Straßengefechte mit der Polizei und entzündeten drei Autos sowie Müllcontainer. Am Flughafen der Hauptstadt blieben für drei Stunden nahezu alle Maschinen am Boden, da Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in einen Streik traten. Der öffentliche Nahverkehr in Athen stand zeitweise still. Zudem legten Ärzte und Lehrer aus Protest gegen die Bildungs- und Sozialpolitik der konservativen Regierung ihre Arbeit nieder.

"Wir hören nicht auf, nur weil Weihnachten ist. Wir werden weitermachen und unseren Kampf im nächsten Jahr intensivieren", sagte Stathis Anestis, Sprecher der Gewerkschaft GSEE, die an den Kundgebungen teilnahm. Auch in den Städten Thessaloniki und Lamia und auf der Urlaubsinsel Kreta fanden Protestaktionen statt.

Die andauernden Unruhen haben zu einem dramatischen Rückgang des Tourismus nach Griechenland geführt. Vor allem in Athen waren Mitte Dezember die Hotels fast leer. Aus diesem Grund kündigte der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis Maßnahmen zur Unterstützung dieses für Griechenland wichtigen Wirtschaftsbereiches an. Unter anderem sollen Hotels mit günstigen Krediten und mit Steuererleichterungen unterstützt werden.

Die Ausschreitungen in Griechenland dauern seit fast zwei Wochen an. Auslöser war der Tod eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel am 6. Dezember. Wie griechische Radiosender unter Berufung auf "gut informierte Kreise" der Staatsanwaltschaft berichteten, ist der vor zwölf Tagen ums Leben gekommene 15-Jährige von einem Querschläger getroffen worden. Allerdings hatte der deswegen angeklagte Polizist in die Richtung des Jugendlichen geschossen und nicht, wie behauptet, in die Luft. Dies zeige die ballistische Untersuchung.

An der tödlichen Kugel sei Siliziumdioxid festgestellt worden, berichtete der Athener TV-Sender Antenna. Dies deute darauf hin, dass die Kugel möglicherweise an einer kugelförmigen Straßendekoration, die es am Tatort gibt, abgelenkt worden sei, bevor sie in die Brust des 15-Jährigen eindrang. Wie es aus Justizkreisen hieß, werde das endgültige Ergebnis der Untersuchung erst nach dem Ende aller Ermittlungen vorliegen. Dies könnte Monate dauern.

Videos zum Thema