Artilleriefeuer, Bombenangriffe, Generalmobilmachung, Tausende Tote - der Kaukasus brennt. Seit drei Tagen tobt der Separationskrieg zwischen...

Artilleriefeuer, Bombenangriffe, Generalmobilmachung, Tausende Tote - der Kaukasus brennt. Seit drei Tagen tobt der Separationskrieg zwischen Georgien und Russland um Südossetien. Doch alle Aufrufe der Staatengemeinschaft zur Mäßigung drohen im Gefechtslärm unterzugehen. Aus unterschiedlichen Gründen. Der Uno-Sicherheitsrat ist durch die Vetomacht Russland blockiert. Die EU, die Südossetien völkerrechtlich als Teil Georgiens begreift, ist in dieser Krise durch die Anerkennung des Kosovos in Argumentationsnöten. Die Nato reagiert kleinlaut, weil ihr schwant, was ihr im Fall der Aufnahme Georgiens blüht: Die Konflikte um Südossetien, Abchasien oder Adscharien könnten jederzeit den Bündnisfall auslösen. Ein direktes Aufeinanderprallen der Nato mit Russland? Das wird niemand riskieren.

Die Nato-Mitgliedschaft Georgiens hat sich damit fürs Erste erledigt. Und Russland hat ein Ziel seiner militärischen Intervention erreicht. Das ist die machtpolitische Dimension des Konflikts, in dem es der gedemütigten Großmacht nach dem sowjetischen Totalschaden auch darum geht, die Supermacht USA, die Georgien wirtschaftlich und militärisch unterstützt, aus seinem kaukasischen Hinterhof und dem Ölgeschäft herauszuhalten. Mitzuverantworten hat die jüngste Aggression allerdings auch Georgiens Staatschef Saakaschwili. Der einstige Hoffnungsträger der "Rosenrevolution", der sich zunehmend als Autokrat gebärdet, wollte im Windschatten Olympias in Südossetien militärisch Fakten schaffen, solange der ihm wohl gesonnene US-Präsident Bush noch im Amt ist. Die Eindämmung des Brandherdes wird so zu einer Bewährungsprobe des neuen Kremlduos Putin und Medwedjew und dem scheidenden US-Präsidenten. Beide Seiten können kein Interesse daran haben, diesen Stellvertreterkrieg weiter zu befeuern.