Frankreich will den Uno-Sicherheitsrat einschalten: Birmas Junta lässt zu wenig Hilfe ins Land.

Paris/Bangkok. Angesichts der mangelnden Kooperation der birmanischen Militärregierung nach der verheerenden Wirbelsturmkatastrophe will Frankreich den Uno-Sicherheitsrat einschalten. Es müsse geprüft werden, ob man die Regierung zwingen könne, "die unerlässliche Hilfe ins Land zu lassen", sagte Außenminister Bernard Kouchner gestern in Paris nach einem Treffen mit Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Beide kritisierten das Verhalten der Junta, die vier Tage nach dem Zyklon "Nargis" die internationalen Helfer nur sehr schleppend ins Land lässt.

Die Militärregierung des bitterarmen Landes gibt die Opferzahlen nach wie vor mit 22 000 Toten und 41 000 Vermissten an. Die Uno rechnet mit 24 Millionen Betroffenen. "Das ist die schlimmste Katastrophe seit dem Tsunami", sagte Wieczorek-Zeul.

Nach Angaben beider Minister haben mittlerweile zwei Flugzeuge der Vereinten Nationen die Erlaubnis erhalten, in der schwer beschädigten Hafenstadt Rangun zu landen. "Das ist noch nicht die Luftbrücke, die wir brauchen, aber ein erster Anfang", sagte Kouchner. Auf britischen, indischen und französischen Schiffen "nur eine halbe Stunde vom Ort des Desasters" entfernt stünden Hubschrauber bereit, die noch keine Landeerlaubnis hätten.

Steinmeier zur Lage in Birma

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In Birma werden Notunterkünfte, Decken und Medikamente dringend gebraucht, die Preise für Reis, Wasser und Speiseöl, aber auch für Benzin und Kerzen haben sich verdoppelt. Wie viele Millionen Menschen obdachlos geworden sind, "wissen wir noch nicht", berichtete der für Birma zuständige Vertreter der Organisation Save the Children, Andrew Kirkwood, gestern telefonisch aus Rangun. Besonders die Lage im Irrawaddy-Flussdelta, neben der Millionenstadt Rangun eine der am schwersten betroffenen Regionen, sei verheerend. Teams von Save the Children hätten Tausende Tote gesehen, die in den Straßen verwesten.

Dass die Junta, wenn auch nur zögerlich, ausländische Helfer zulässt, ist für Beobachter ein Indiz dafür, dass die Lage viel schlimmer ist als bisher bekannt. Die Militärs möchten vermeiden, dass ausgerechnet vor der für Sonnabend angesetzten Volksabstimmung über eine neue Verfassung viele Ausländer ins Land kommen. Viele Helfer dürften nicht in die am schwersten verwüsteten Landesteile einreisen, heißt es. Weitere Helferteams sowie Uno-Experten warten in Bangkok seit Tagen auf ihre Visa.

Die Zyklon-Katastrophe wird nach Einschätzung des Hamburger Experten Marco Bünte vom GIGA Institut für Asien-Studien kaum etwas an der politischen Lage in Birma ändern. "Das Staatsfernsehen zeigt das Militär als Not- und Aufbauhelfer. Unabhängige Medien gibt es nicht", sagte er gestern im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Hinzu komme, dass es in Rangun nach dem Zyklon keinen Strom gebe. Auch das Internet könne damit nicht als Informationsquelle genutzt werden.