Hamburger Abendblatt:

Herr Klimke, kann Birma sich nach der Naturkatastrophe selbst helfen?

Jürgen Klimke:

Nein. Wir wissen das von der Tsunami-Katastrophe, dass hier nur eine koordinierte internationale Hilfe in der Lage sein wird, kurzfristig zu helfen und langfristig Strukturen wieder aufzubauen. Die Weltgemeinschaft ist gefordert, dem Land zu helfen.



Abendblatt:

Ist es ein Irrglaube, dass eine Diktatur besser für Katastrophen gerüstet ist als eine Demokratie?

Klimke:

Offensichtlich, denn nicht nur von außen, sondern auch aus dem Lande hört man, dass die Militärs nicht in der Lage sind, eine geordnete, strategisch ausgerichtete Hilfe zu leisten. Es ist chaotisch, was dort im Moment abläuft. Das macht die Situation im Lande noch viel schwieriger, wenn Grundfragen wie Wasser nicht geklärt sind und die daraus folgenden Konsequenzen.



Abendblatt:

Weshalb sträubt sich das Regime gegen Unterstützung aus dem Ausland?

Klimke:

Die wollen sich nicht in die Karten sehen lassen. Jeder Fremde, der nicht ihre Sprache spricht und nicht die Situation aus ihrer Sicht kennt, ist zunächst ein Feind, der ihnen an ihre Zukunft möchte. Deshalb wird sofort die Tür geschlossen, wenn jemand anklopft.



Abendblatt:

Würde das Regime nicht von einer schnellen Hilfeleistung profitieren?

Klimke:

Durch die Übermacht des Drucks wegen der Größe der Katastrophe werden jetzt in eingeschränktem Maße Hilfslieferungen zugelassen. Ein kleines Stückchen haben sie ihre sture Haltung aufgegeben, doch das reicht nicht. Aber wir müssen sehen, dass es die einzige Möglichkeit ist, den Menschen vor Ort zu helfen, wenn wir dieses kleine Spaltchen in der Tür nutzen für die Lieferungen.



Abendblatt:

Weshalb wird am Termin für das Referendum an diesem Sonnabend weitestgehend festgehalten?

Klimke:

Einerseits wird gesagt, sie wollen noch nicht verschieben. Andererseits ist die objektive Lage so, dass es doch nicht durchgeführt werden kann. Aus meiner Sicht wäre es sehr vernünftig, wenn es stattfinden kann, weil es der erste Schritt zu einer Öffnung des Landes ist, dem natürlich weitere folgen müssen wie Wahlen und die Anerkennung der Opposition.



Abendblatt:

Was tut Deutschland angesichts der Krise?

Klimke:

Wir haben Sofortmaßnahmen in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung gestellt. Die privaten Hilfsorganisationen haben zu Spenden aufgerufen. Wir müssen nun versuchen, auf EU-Ebene zu koordinieren. Ich treffe mich heute mit der EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, um über die Frage zu sprechen. Wir müssen als EU möglichst einheitlich vorgehen.



Der Hamburger Abgeordnete Jürgen Klimke (CDU) ist im Entwicklungsausschuss des Bundestags für Birma zuständig.