Das Ausmaß der Katastrophe lässt die birmanische Militärregierung einlenken. Mit zweitägiger Verzögerung ist am Donnerstag eine Hilfslieferung des Welternährungsprogramms (WFP) für die Opfer des Zyklons eingetroffen. Außerdem darf auch das Rote Kreuz erstmals mit Fluglieferungen nach Birma. Dennoch kämpfen die Helfer weiter mit Behinderungen.

Bangkok. Das WFP erklärte, die Militärjunta habe schließlich eine Landeerlaubnis erteilt. Zuvor hatte die Organisation beklagt, dass zwar drei Flugzeuge im Ausland bereit stünden, die Landeerlaubnis aber noch ausstehe.

Dagegen findet der geplante Flug einer US-Transportmaschine mit Hilfsgütern nach Birma nun doch nicht statt. Dies gab am Donnerstag die US-Botschaft in Bangkok bekannt. Es sei unklar, ob die zuvor verkündete Einreise-Erlaubnis durch die Militärjunta in Birma ein Missverständnis gewesen sei oder ob die Junta diese zurückgezogen habe.

US-Außenministerin Condolezza Rice hatte die Junta am Mittwoch aufgefordert, für die Opfer von "Nargis" internationale Hilfe ins Land zu lassen. "Das ist keine politische Angelegenheit, sondern es handelt sich um eine humanitäre Krise", sagte Rice in Washington.

Erstmals seit der Sturmkatastrophe am vergangenen Wochenende sollen noch am Donnerstag auch zwei Flugzeuge mit Hilfsgütern des Roten Kreuzes nach Birma aufbrechen. Eine Chartermaschine und ein Linienflugzeug von Thai Airways mit Material würden voraussichtlich am Abend in Kuala Lumpur in Malaysia starten, sagte Rot-Kreuz-Koordinator Bernd Schell in Bangkok am Donnerstag. "Die Genehmigungen liegen vor." Die Maschinen sollen Plastikplanen, Seile, Hämmer, Nägel und weiteres Baumaterial nach Birma bringen. Zunächst würden jedoch nur kleinere Ladungen in das südostasiatische Land gebracht, um zu testen, ob die Militärregierung die Materialien wie versprochen beim Roten Kreuz belasse. Bislang berichteten Hilfsorganisationen, die Junta übernehme ausländische Hilfslieferungen und verteile sie selbst.

Inzwischen erhöhten die örtlichen Behörden die Opferzahl auf mehr als 80 000. Die Militärjunta hatte bislang von mehr als 22 000 Toten und rund 41 000 Vermissten gesprochen. Laut UN-Angaben stehen in Birma nach wie vor rund 5000 Quadratkilometer Land unter Wasser.

Das Hilfswerk Malteser International erklärte, die Situation sei verzweifelt und in den Auswirkungen mit dem Tsunami im Dezember 2004 vergleichbar. Dennoch könnten die Mitarbeiter noch immer nicht in die am stärksten betroffenen Gebiete südlich von Rangun, um die Menschen mit Trinkwasser, Medikamenten und Nahrungsmitteln zu versorgen, sagte der Leiter des Hilfswerkes, Ingo Radtke, am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur.

Die Aktion Deutschland Hilft warnte vor einer massiven Nahrungsknappheit in Birma. Weil die Militärregierung kaum Güter ins Land lasse, müssten die Hilfsorganisationen lokale Märkte leerkaufen, um der Bevölkerung in den zerstörten Gebieten zu helfen, sagte Janina Niemietz vom Aktionsbündnis am Donnerstag der AP.

Der Zyklon "Nargis" könnte nach Einschätzung einer US-Diplomatin 100 000 Menschen das Leben gekostet haben.