Moskaus Vize-Ministerpräsident und Gazprom-Aufsichtsratschef Dmitri Medwedew will “starke präsidiale Macht“.

Hamburg/Moskau. "Ich habe eigentlich gute Beziehungen zu allen", sagte der St. Petersburger Professorensohn, als er vor zwei Jahren stellvertretender Regierungschef in Moskau wurde. Doch von all diesen guten Beziehungen kommt es bei Dmitri Anatoljewitsch Medwedew, 42 Jahre jung, vor allem auf eine an: die zu seinem Freund und Förderer Wladimir Putin, seines Zeichens Präsident der Russischen Föderation.

Putin, der nach zwei Amtszeiten in Folge bei den Präsidentschaftswahlen im März nicht mehr antreten darf, hat sich aus dem Sträußchen potenzieller Nachfolger den Kumpel aus alten Petersburger Zeiten ausgesucht. Gestern wurde Medwedew offiziell auf den Schild gehoben. Ganz nebenbei bemerkte der Präsident, dass außer ihm auch die Partei Einiges Russland und drei weitere Parteien hinter dieser Nominierung stehen - Einiges Russland, die Putin-Partei, hat gerade die Parlamentswahl mit einer satten Zweidrittelmehrheit gewonnen. Es darf also getrost angenommen werden, dass Putins Kandidat sich durchsetzen wird - auch wenn sein schärfster Rivale, Verteidigungsminister Sergej Iwanow, die Sympathie nationalistischer Kreise in Moskau hat.

Medwedew legte sein Jura-Examen an der Petersburger Universität ab - die auch Putin besuchte. Die machtvolle Verbindung der beiden stammt aus dem Jahr 1990. Medwedew blieb zunächst als Dozent an der juristischen Fakultät und war nebenbei Berater für den außenpolitischen Ausschuss des Petersburger Magistrats. Der Chef dieses Ausschusses war - Wladimir Putin. In diese Zeit fällt ein undurchsichtiger Skandal um Rohstoffverträge mit der Stadt. Das Stadtparlament beschuldigte Putin, sich dabei bereichert zu haben. Medwedew gelang es, die Sache niederzuschlagen.

Als Putin Ministerpräsident wurde, machte er Medwedew zum Vize-Stabsschef. Dann, als Präsidentschaftskandidat, bestellt er den smarten Juristen zum Leiter seines Wahlkampfteams und nach seinem Sieg zum Stabschef. Daneben übernahm Medwedew den Aufsichtsratsvorsitz des mächtigen Energiekonzerns Gazprom und wirkte an der von Putin verordneten "Entprivatisierung" des russischen Energiesektors mit. Dennoch gilt Medwedew als liberal und wirtschaftsnah.

Seit Juni 2005 ist er Erster stellvertretender Ministerpräsident. Und verkündete richtungweisend, Russland solle sich nicht nach dem Vorbild europäischer Staaten entwickeln, sondern könne "nur durch eine starke präsidiale Macht bestehen".