Kommentar

Eine erstaunlich solide russische Faustregel lautet, dass auf einen Kremlherrn mit lichtem Haupthaar einer mit vollem Wuchs folgt. Und umgekehrt. Lenin und Stalin fingen an, Jelzin und Putin setzten den Reigen zuletzt fort.

Dennoch wird dies für Präsident Putin kaum das gewichtigste Argument gewesen sein, seinen dicht bewachsenen Vizepremier Medwedew als Nachfolger zu empfehlen. Die präsidiale "Medwedew-Variante" würde es Putin vielmehr ermöglichen, Russland nach Ende seiner Amtszeit als eine Art Großadministrator aus den Kulissen weiter zu lenken. Denn Medwedew, "der Wesir", ist wie Putin ein Petersburger Gewächs und dem Präsidenten seit mehr als 17 Jahren eng verbunden. Medwedew schlug in St. Petersburg einst einen für Putin brisanten Skandal nieder; dieser zog seinen Freund dafür wie bei einer Seilschaft mit nach oben.

Zudem ist der liberale Gazprom-Aufsichtsrat im Gegensatz zu seinem erznationalistischen Rivalen, Verteidigungsminister Iwanow, politisch weit kompatibler mit dem Westen. Und den benötigt Putin dringend, um Russland auf Augenhöhe mit den anderen Weltmächten zu hieven.