Klimabericht nach langem Ringen verabschiedet. USA, Saudi-Arabien und China bestanden auf abgeschwächtem Report der Forscher.

Brüssel/Berlin. Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlagen von Milliarden von Menschen. Treffen wird er vor allem die Ärmsten, die Kinder und Alten, - und er wird viel früher zu weit verheerenderen Schäden führen als bislang angenommen. Das sind die Kernaussagen des jüngsten Uno-Klimaberichts. 400 Wissenschaftler und Regierungsvertreter aus 120 Ländern hatten den zweiten Teil des Berichts am Freitag in Brüssel nach zermürbendem und nächtelangem Ringen verabschiedet. Auch für Deutschland werden große Schäden erwartet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte entschiedenes und schnelles Handeln der Weltgemeinschaft, um den Temperaturanstieg zu begrenzen: "Der Bericht bestätigt, dass der Klimawandel eine Tatsache ist." Sie werde das Thema auch beim G-8-Gipfel in Heiligendamm ansprechen.

"Die Folgen werden alle Kontinente zu spüren bekommen", sagte der stellvertretende Versammlungsleiter, Martin Parry. Allein in den Mündungsdeltas asiatischer Flüsse werde der Anstieg des Meeresspiegels eine Milliarden-Bevölkerung treffen. Kleine Inseln und ganze Landstriche könnten verschwinden. Zugleich wird Trinkwasser knapp werden - vor allem in Afrika, Asien, Australien, Südamerika und im Mittelmeerraum. Mindestens ein Fünftel aller Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Dramatische Auswirkungen werden auch am Mittelmeer und südlich der Sahara erwartet. Auch in Deutschland drohen Grundwasser-Absenkungen. An den Küsten müssten die Deiche erhöht werden.

Der Bericht war auf Drängen der USA, Saudi-Arabiens und Chinas noch abgeschwächt worden. "So fehlen die Stellen, in denen vor Wirbelstürmen, Trockenheit und Bränden in Nordamerika gewarnt wurde. Es wurden alle Textstellen gestrichen, in denen die Regionen benannt wurden, die am stärksten betroffen sind", sagte Dr. Hans-Martin Füssel vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) dem Abendblatt.

Bis zur letzten Minute drohten die Beratungen zu scheitern. "Dass die Vertreter einzelner Staaten trotz überzeugender Begründungen, den Aussagen der Wissenschaftler keinen Glauben schenkten und sie zurückwiesen, das war enttäuschend", sagte Mitherausgeber Wolfgang Cramer vom PIK. "Wir haben allerdings noch immer einen vernünftigen Bericht", betonte Füssel.

Auch der entschärfte Bericht gibt Anlass zu größter Sorge. Ohne Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen werde es deutlich weniger Regionen geben, die für den Menschen bewohnbar seien, warnte Mitautor Stephen Schneider von der Stanford-Universität. Mit einem vergleichsweise geringen Betrag könne das Problem des Klimawandels noch aufgehalten werden: "Es geht um Billionen Dollar, aber das ist eine sehr triviale Sache."