Tausende besuchten sein Grab neben dem seiner Söhne. Schiiten bejubeln das Ende ihres Todfeindes.

BAGDAD. Tausende Anhänger des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein haben nach dessen Hinrichtung und Beisetzung seine Grabstätte aufgesucht. Sympathisanten hielten am zweiten Tag in Folge Gedenkfeiern und Protestmärsche in Saddams Heimatregion Tikrit ab. Der Ex-Machthaber war am Sonntag, 24 Stunden nach seiner Hinrichtung, in seinem Geburtsort Audscha bei Tikrit beigesetzt worden. In weltweiten Reaktionen wurde die Sorge geäußert, die Hinrichtung werde eine Befriedung des von Gewalt zerrissenen Landes noch erschweren.

"Wir respektieren dieses Urteil, aber es ist bekannt, dass die Bundesregierung gegen die Todesstrafe ist", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. US-Präsident George W. Bush hatte die Hinrichtung dagegen als "wichtigen Meilenstein auf dem Weg des Irak zu einer Demokratie" bezeichnet. Der Vatikan sprach von einer "tragischen Nachricht". Die russische Regierung in Moskau bedauerte das Todesurteil und warnte vor einem Anheizen der Gewalt.

Anhänger Saddam Husseins stellten in Tikrit Trauerzelte auf und verlasen Koranverse. Sicherheitskräfte richteten Straßensperren ein, um den Strom der Anhänger zur Grabstätte im vier Kilometer südlich der Stadt gelegenen Audscha einzudämmen. In dem Dorf sind auch die beiden Söhne Saddam Husseins, Udai und Kusai, beerdigt, die im Juli 2003 von der US-Armee in Mossul getötet worden waren. US-Präsident George W. Bush gab persönlich die Erlaubnis für den Transport der Leiche mit einem US-Hubschrauber. Im nahen Al-Dur versammelten sich Hunderte Anhänger von Saddams offiziell aufgelöster Baath-Partei zu einer Protestdemonstration. Einige schwenkten Porträts des Toten und priesen ihn als "Märtyrer".

Die Schiiten dagegen feierten die Hinrichtung. In Sadr City, einem schiitischen Stadtteil von Bagdad, jubelten die Einwohner. Jugendliche rissen sich um Aufnahmen von der Exekution.

Der irakische Ex-Diktator blieb unbeugsam bis in den Tod. "Nieder mit den Verrätern, den Amerikanern, den Spionen und den Persern", ruft er, als ihm sein Todesurteil vorgelesen wird. Dann wird er in einen kargen Kellerraum geführt. Es ist bitterkalt.

Die Eindrücke der 14 Zeugen von Husseins Gefühlen im Angesicht des Todes gehen auseinander. "Ich sah die Angst in seinen Augen", erzählte der irakische Sicherheitsberater Muwaffak al-Rubai. "Er zitterte, sein Gesicht war blass", gab ein anderer Augenzeuge zu Protokoll. "Er zeigte keine Angst", dagegen ein Dritter. Zwei inzwischen im Internet kursierende Videos zeigen einen gefasst wirkenden Saddam in weißem Hemd und schwarzem Mantel. Der 69-Jährige lässt sich widerstandslos von zwei jungen Männern in den Hinrichtungsraum führen und rezitiert dabei die Shahada, das islamische Glaubensbekenntnis.

Der Todeskandidat lehnt es ab, eine Kapuze über den Kopf zu ziehen. Ein kurzer Blick zur Hinrichtungsstätte - wo zahllose seiner Opfer starben -, dann betritt Saddam den mit einem roten Geländer umfassten Platz auf der Fallgrube. Die Scharfrichter legen ihm die Schlinge mit dem dicken Henkersknoten um den Hals. Als die Wachen den Namen von Saddams Erzfeind, des radikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr rufen, knurrt Saddam: "Findet ihr das mutig?" Und dann weicht der Boden unter seinen Füßen, während er betet. Nach Angaben von Augenzeugen bricht Saddams Halswirbelsäule hörbar, der Ex-Diktator ist sofort tot.