Uran-Anreicherung: Neue Satellitenfotos zeigen Luftschutz und Erweiterungen. Experten vermuten ein zweites geheimes Anreicherungsprogramm mit modernerer Technik.

WASHINGTON. Der Iran hat nach Informationen eines US-Forschungsinstituts seine Atomanlagen ausgebaut. Neue Satellitenbilder bewiesen, daß der Iran die Uran-Konversionsanlage in Isfahan erweitert und den Schutz des Anreicherungswerks in Natans verbessert habe, teilte das Institute for Science and International Security (ISIS) mit. In Isfahan sei ein neuer Eingangstunnel gegraben worden, was auf die Erweiterung der bestehenden Anlage oder den Bau einer neuen hindeute. In Natans sei der Schutz der unterirdischen Atomeinrichtung verstärkt worden. Die Atomanlage befinde sich jetzt offenbar acht Meter unter der Erde.

Das Forschungsinstitut ISIS, das vom früheren Uno-Waffeninspektor und Atomexperten David Albright geleitet wird, verbreitete mehrere Satellitenfotos, die in der Zeit zwischen 2002 und 2006 entstanden sein sollen. Die Aufnahmen zeigen außerdem, daß die unterirdischen Anlagen in Natans mit Erdaufschüttungen getarnt und mit Betonplatten gegen mögliche US-Luftschläge geschützt worden seien, hieß es in einem Bericht.

Die Atomanlage in Natans, rund 200 Kilometer südlich von Teheran, ist Kern des iranischen Atomprogramms. Die Führung in Teheran hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, daß dort zum ersten Mal die Anreicherung von Uran gelungen sei. Die Anreicherung erfolgt mittels Gaszentrifugen. Die Anleitungen zum Bau der Zentrifugen sollen aus Pakistan stammen. In der Anlage von Isfahan wird Uranoxid in das gasförmige Uranhexafluorid umgewandelt.

Die "New York Times" berichtete, westliche Experten verdächtigten den Iran bereits seit längerem, daß er ein zweites geheimes Programm zur Urananreicherung unterhalte. Dieses könnte getrennt von den Aktivitäten in der Anlage in Natans laufen, wo 164 Zentrifugen einfacherer Bauart aufgestellt sind. Die hochentwickelte P-2-Technologie könne die Geschwindigkeit der Urananreicherung vervierfachen, hieß es in dem Bericht weiter. Aus Sicht amerikanischer Experten könnte der Iran damit wesentlich schneller als bisher angenommen waffentaugliches Uran produzieren. Bislang sei der US-Geheimdienst davon ausgegangen, daß es Teheran kaum gelingen könnte, vor 2010 oder 2015 eine Atombombe zu bauen. Sollte der Iran jedoch die P-2-Zentrifugen bereits betreiben, müßten sie diese Zeitspanne wohl revidieren.

Irans Chefunterhändler für Atomfragen, Ali Laridschani, bestätigte, daß Teheran die P-2- Technologie erforsche. Noch vor drei Jahren hieß es, die Arbeiten seien aufgegeben worden.