Kommentar: Atomstreit mit dem Iran

Der islamische Ölriese Iran greift mit einer derartigen Dreistigkeit nach der Atombombe, daß sich alle Zweifler am friedvollen Charakter der iranischen Politik geradezu bestätigt sehen müssen. Dies gilt um so mehr, da dem Staat mit Präsident Ahmadinedschad ein gefährlicher Fanatiker vorsteht, der den Holocaust leugnet, Israel "von der Landkarte tilgen" will, Terrorbanden sponsert und dem Westen im übrigen rät, "an seinem Ärger zu sterben".

Das schürt Mißtrauen. Umgekehrt mag Teheran nicht recht einleuchten, warum Washington in der Atomfrage mit dem ungewählten Regime in Nordkorea verhandelt, nicht aber mit dem Gottesstaat und seiner halbwegs demokratisch legitimierten Führung. Für die iranische Bevölkerung steht das Recht ihres Landes auf friedliche Atomforschung außer Frage. Ahmadinedschad, bislang ohne innenpolitischen Erfolg, gibt wenigstens dem Nationalismus Futter.

Wer aber die Konfrontation mit Teheran nicht vorschnell bis zur letzten, womöglich unvermeidbaren Konsequenz, der Bombardierung der Atomanlangen, treiben will, muß angesichts der eskalierenden Rhetorik die Notbremse ziehen. Oder, wie Papst Benedikt XVI. anmahnt, eine "ehrenvolle Schlichtung" suchen. Hier sind die Amerikaner gefordert, Iran so weit entgegenzukommen, daß das Land "sein Gesicht" wahren kann. Dazu müßten sich die USA auf direkte Verhandlungen mit Teheran einlassen, und zwar über Sicherheitsgarantien ebenso wie das ohnehin verbriefte Recht des Landes zur zivilen Nutzung der Atomforschung. Teheran muß den Verzicht auf die Urananreicherung in großem Stil zusichern. Denn eines dürfte beiden Seiten klar sein: Je schärfer die Töne werden, um so schwerer wird es, einen Ausweg zu finden.