Nach zähen Verhandlungen sind Russland und die Europäische Union der Wiederaufnahme der Gasexporte durch die Ukraine einen entscheidenden Schritt nähergekommen. Vertreter Russlands und der EU haben am Sonnabend ein Abkommen über die Überwachung von Gaslieferungen durch die Ukraine unterzeichnet. Gazprom will liefern.

Moskau. Die Vereinbarung zur Entsendung von Beobachtern muss allerdings auch noch von der Ukraine unterzeichnet werden, um in Kraft treten zu können.

Russland besteht vor der Wiederaufnahme seiner Gaslieferungen durch die Ukraine nach Westeuropa auf einem schriftlichen Abkommen über die geplante EU-Beobachtermission. Die Einigung kam in Gesprächen zwischen Ministerpräsident Wladimir Putin und EU-Ratspräsident Mirek Topolanek zustande. Der tschechische Ministerpräsident war zu Krisengesprächen nach Russland gereist, nachdem er am Freitag bereits die Ukraine besucht hatte. Moskau wirft der Ukraine vor, für Europa bestimmtes russisches Gas abzuzweigen. Die Ukraine hat die Beschuldigung scharf zurückgewiesen.

Topolanek wollte noch am späten Sonnabend nach Kiew fliegen, um das Abkommen auch von der Ukraine unterschreiben zu lassen. Erst dann will Russland seine am Mittwoch komplett eingestellten Gaslieferungen durch die Ukraine nach Westen wieder aufnehmen.

Die Vereinbarung sieht die Entsendung von Beobachtern aus beiden Ländern sowie aus der EU vor, um die Gas-Leitungen zu überprüfen. Die Ukraine fürchtet, die Beobachtermission könne dem russischen Energieriesen Gazprom in die Hände spielen und das heimische Gas-Verteiler-System unter russische Kontrolle bringen.

Verletzte bei Wiederanfahren von Gasversorgung in Sarajevo

Die bosnische Hauptstadt Sarajevo hat angesichts ausbleibender Gaslieferungen aus Russland und eisiger Temperaturen Nachbarschaftshilfe aus Serbien erhalten. Dabei kam es am Sonnabend in einem Haushalt zu einer Explosion, bei der fünf Menschen verletzt wurden. Eine 44-Jährige erlitt nach Krankenhausangaben schwere Verbrennungen, vier weitere Familienmitglieder wurden leicht verletzt.

Im Fernsehen hatten die Behörden darüber informiert, wie Unfälle beim Wiederanfahren der Gasversorgung vermieden werden könnten. Wegen des Lieferstopps im russisch-ukrainischen Gasstreit waren bei Temperaturen bis minus 17 Grad 72 000 Haushalte ohne Heizung. Die Behörden baten daraufhin die Nachbarländer um Hilfe. Serbien sandte am Freitag Gas.

Gazprom zeigt "Geste des guten Willens"

Der russische Energieversorger Gazprom hat nach der mehrtägigen Blockade der Pipeline durch die Ukraine eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen "in minimalem Umfang" angekündigt. Die Maßnahme sei als eine "Geste des guten Willens" zu verstehen, teilte Gazprom-Chef Alexej Miller am Sonnabend bei einem Treffen mit europäischen Energiekonzernen in Moskau mit.

Das Gas sei für die notleidenden Länder auf dem Balkan gedacht, hieß es bei Gazprom. Es blieb unklar, wann das Gas in die Transitleitung eingespeist werden soll und in welcher Menge.