Das russische Gas kann wieder strömen. Russland und die Ukraine verständigten sich nach zähem Ringen mit der EU auf den Einsatz von Beobachtern zur Überwachung des Gasflusses durch die Ukraine Richtung Westen.

Hamburg/Moskau/Brüssel. Dies hatte Moskau zur Bedingung für eine Wiederaufnahme der Lieferungen gemacht. Der russische Regierungschef Wladimir Putin sicherte Kanzlerin Angela Merkel telefonisch zu, dass die Lieferungen wieder aufgenommen würden, sobald die Beobachter vor Ort eingetroffen seien.

Die EU-Experten sollen die Ursachen der Lieferausfälle klären, die in Teilen Europas seit Mittwoch zu Gas-Notständen geführt haben. Moskau hatte Kiew vorgeworfen, für den Westen bestimmtes Gas zu "stehlen". Die erste Gruppe europäischer Beobachter traf nach ukrainischen Angaben bereits in Kiew ein. Weitere Experten bereiteten sich in Berlin auf den Einsatz an den Pumpstationen vor. "Wir haben nun von höchster Stelle die Zusicherung bekommen, dass das Gas wieder fließen kann", sagte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Rande der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth nach einem Telefonat mit Putin. Gazprom-Chef Alexej Miller forderte zwar, die Einzelheiten der Beobachtermission müssten zunächst schriftlich geregelt werden. Die EU-Kommission lehnte dies aber ab. Auch wenn Russland wieder Gas in die Leitungen pumpt, wird es nach Kommissionsangaben gut drei Tage dauern, bis es bei den Verbrauchern ankommt.

Unterdessen hat der stellvertretende CDU-Vorsitzende Christian Wulff eine neue Energiepolitik für Deutschland gefordert. Notwendig seien "neue CO2-arme Kohlekraftwerke, um alte Dreckschleudern vom Netz zu nehmen", sagte Wulff dem Abendblatt. "Und wir brauchen flexiblere Laufzeiten für Kernkraftwerke. Wir können nicht modernste Kernkraftwerke nach 32 Jahren ohne Ausnahmen abschalten und dann Strom aus 60 Jahre alten ausländischen Kernkraftwerken beziehen." Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine zeige, dass sich Deutschland "nicht von einzelnen Energielieferanten abhängig machen" dürfe.

Für neue Atomkraftwerke sehe er "keinen gesellschaftlichen Konsens", fügte Niedersachsens Ministerpräsident hinzu. "Was wir brauchen, ist ein Mix, zu dem auch regenerative Energien gehören: Biomasse, Windenergie, Wasserkraft. Und eine Konzeption, die uns unabhängiger von Erdöl- und Erdgaslieferungen aus dem Ausland macht."