Einen Tag nach Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ist ein israelischer Soldat getötet worden. Wie ein Armeesprecher am Sonntag in Tel Aviv weiter mitteilte, wurden weitere 31 Soldaten verletzt. Einer davon schwebe in Lebensgefahr.

Gaza. Einen Tag nach Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ist ein israelischer Soldat getötet worden. Wie ein Armeesprecher am Sonntag in Tel Aviv weiter mitteilte, wurden weitere 31 Soldaten verletzt. Einer davon schwebe in Lebensgefahr. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza starben binnen neun Tagen mindestens 520 Palästinenser, weitere 2500 wurden verletzt.

Mit Einbruch der Dunkelheit stießen die Truppen am Samstagabend an drei Stellen über die Grenze vor. Grenznahe Ziele im Gazastreifen wurden von schwerer Artillerie unter Beschuss genommen. Gleichzeitig griffen Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe an.

Ein Schwerpunkt der Angriffe war die Ortschaft Beit Lahija im nördlichen Gazastreifen. Acht Bewohner kamen nach Angaben von Ärzten bei einem Artillerieangriff ums Leben, als sie ihre Häuser verließen, um Zuflucht in einer Schule zu suchen. Bereits am Samstag wurde eine Moschee der Ortschaft aus der Luft bombardiert; dabei kamen nach palästinensischen Angaben 13 Menschen ums Leben. Die israelischen Truppen beschränkten ihren Vorstoß zunächst auf ländliche Gebiete. Aber auch dort kam es zu heftigen Gefechten mit Hamas-Kämpfern. Es wird geschätzt, dass die islamische Organisation etwa 20.000 Mann unter Waffen hat.

Eine Einheit stieß südlich von Gaza-Stadt bis zur ehemaligen jüdischen Siedlung Netzarim vor. Dadurch wurde die 400.000 Einwohner zählende Stadt vom übrigen Gazastreifen abgeschnitten.

Der Nachthimmel über Gaza war erleuchtet von den Blitzen der abgeschossenen Panzergranaten. Immer wieder erschütterten Explosionen die Stadt und brachten die Mauern der größeren Gebäude zum Beben.

Regierungschef Ehud Olmert sagte am Sonntag im Kabinett, die Offensive berge erhebliche Risiken. Israel könne aber nicht länger zulassen, dass die eigenen Bevölkerung immer wieder das Ziel von Raketen aus dem Gazastreifen sei. "Diese Operation war unvermeidlich", sagte Olmert. Ein kleiner Kreis der führenden Minister beriet am Samstag vier Stunden lang, ehe der Befehl zum Einmarsch gegeben wurde.

In Gaza stand in der Nacht zum Sonntag der von der Hamas betriebene Rundfunksender Al Aksa nach einem Raketentreffer in Flammen. Das Gebäude war bereits zu Beginn der Luftangriffe evakuiert worden.

Die Hamas kündigte entschiedenen Widerstand gegen den Truppenvorstoß an. "Ihr seid reingekommen wie Ratten", sagte Hamas-Sprecher Ismail Radwan kurz nach Beginn der Invasion über das Al-Aksa-Fernsehen, das weiter einen versteckten Sender betreibt. "Gaza wird zum Friedhof für euch werden." Der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen dauerte trotz der Bodenoffensive auch am Sonntag weiter an.

In mehreren Ländern demonstrierten am Sonnabend Zehntausende gegen das israelische Vorgehen im Gazastreifen. Die größte Kundgebung fand in Paris statt, wo 21.000 Menschen auf die Straße gingen. In London bewarfen Demonstranten den Regierungssitz in der Downing Street mit Schuhen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Protestaktionen gab es auch in Berlin, Frankfurt, Bremen, Düsseldorf, Madrid und anderen Städten.