Nach wochenlangen hitzigen Diskussionen um die Holocaust-Leugnung von Bischof Williamson hat der Papst jetzt Klartext geredet.

Rom. Papst Benedikt XVI. hat die Leugnung des Holocausts als untragbar und inakzeptabel bezeichnet. Dies gelte besonders für einen Geistlichen, sagte der Papst beim Besuch einer Gruppe von rund 60 führenden Vertretern jüdischer Organisationen aus den USA. Der Holocaust sei ein Verbrechen gegen Gott und gegen die Menschlichkeit. Die katholische Kirche lehne grundsätzlich und unumstößlich alle Formen von Antisemitismus ab, betonte der Papst. Gleichzeitig bestätigte Benedikt, dass er im Mai nach Israel reisen will.

Diese Worte Benedikts waren die bislang deutlichsten Äußerungen des Papstes zum Fall des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Der Bischof gehört zur konservativen Pius-Bruderschaft, deren Exkommunikation der Papst erst kürzlich aufgehoben hatte. Dies hatte zu einem Proteststurm unter Juden, aber auch in der katholischen Kirche geführt. Der Vatikan hat später erklärt, der Papst habe Williamsons Aussagen nicht gekannt. Der umstrittene Kleriker hat seine Äußerungen nicht zurückgenommen.

Die rund 60 Teilnehmer der Veranstaltung im Apostolischen Palast applaudierten dem Papst für seine deutlichen Worte. Damit schienen die Wogen zwischen den Glaubensgemeinschaften zunächst wieder geglättet. "Der Dialog zwischen Juden und Katholiken kann jetzt in gegenseitigem Respekt fortgesetzt werden", sagte der Vizepräsident der Vereinigung der amerikanischen Holocaustüberlebenden und deren Angehöriger, Elan Steinberg. Der Generaldirektor des israelischen Großrabbinats, Oded Weiner, sagte, der zwischenzeitlich ausgesetzte institutionelle Dialog mit dem Vatikan werde im März wieder aufgenommen. "Wir hatten nie ein Problem mit dem Papst, sondern mit dem Bischof, der den Holocaust herabgesetzt hat", sagte Weiner.

Benedikts Reise nach Israel wäre der zweite offizielle Besuch eines Papstes der Neuzeit im Heiligen Land. Details zu den Reiseplänen Benedikts wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Im Jahr 2000 war Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II., nach Israel gereist. Der Pole galt als Wegbereiter der Aussöhnung der katholischen Amtskirche mit den Juden.