Der Vatikan geht weiter auf Distanz zu Bischof Richard Williamson. Dessen Erklärung erfülle nicht die Forderung von Papst Benedikt XVI. nach einem nach einem Widerruf der Holocaust-Leugnung. Mit Bildern zu Richard Williamson.

Vatikanstadt/Berlin. Der Vatikan geht weiter auf Distanz zu Bischof Richard Williamson. Dessen Erklärung erfülle nicht die Forderung von Papst Benedikt XVI. nach einem Widerruf der Holocaust-Leugnung, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag in Rom. So könne er nicht als Geistlicher in der Kirche wirken.

Der Bischof der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft hatte am Vortag über einen katholischen Internet-Dienst eine Entschuldigung verbreiten lassen. Dabei äußerte er Bedauern über die Folgen seiner Äußerungen, ohne diese aber für falsch zu erklären und zurückzunehmen. Vatikansprecher Lombardi kritisierte auch, dass die Erklärung Williamsons nicht an den Papst oder die vatikanische Kommission Ecclesia Dei gerichtet gewesen sei. Diese Kommission ist für die Beziehungen zur Pius-Bruderschaft zuständig.

Williamson ist einer von vier Pius-Brüdern, die 1988 ohne Zustimmung des Papstes zum Bischof geweiht und daraufhin exkommuniziert wurden. Wenige Tage nach der öffentlichen Holocaust-Leugnung Williamsons im schwedischen Fernsehen hob Benedikt XVI. die Exkommunikation wieder auf. Nach der internationalen Empörung darüber erklärte der Vatikan am 4. Februar, Williamson müsse sich "absolut und eindeutig von seinen Bemerkungen über die Shoah distanzieren, wenn er zu bischöflichen Aufgaben in der Kirche zugelassen werden soll". Williamson hatte gesagt, dass in den Konzentrationslagern des NS-Regimes kein einziger Jude vergast worden sei. Außerdem sagte er, es seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200 000 bis 300 000 getötet worden.

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich entsetzt über die Erklärung des Bischofs. "Durch den ausbleibenden eindeutigen Widerruf seiner böswilligen Lügen hat Williamson erneut zum Ausdruck gebracht, dass er ein überzeugter Antisemit und unverbesserlicher Holocaust-Leugner ist", erklärte Knobloch in München.

Der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, forderte die Überwachung der Pius-Bruderschaft durch den Verfassungsschutz. "Sie ist ihrem Wesen nach eine gemeingefährliche Gruppe von Extremisten, die ebenso wie islamische Fundamentalisten eine Gottesherrschaft errichten wollen", sagte er.

Williamson muss nach seiner Rückkehr von Argentinien nach England auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Die Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft in Regensburg gegen den Briten könnten zum Erlass eines europäischen Haftbefehls führen, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in Brüssel: "Grundsätzlich fällt das Delikt unter die Regelungen des Europäischen Haftbefehls, Deutschland könnte einen solchen Haftbefehl ausstellen."

Die Justizministerin räumte aber ein, der Erfolg eines EU-Haftbefehls sei in diesem Fall ungewiss. Es könnte von britischer Seite Einwendungen geben, "die eine Auslieferung verhindern würden". Zwingend ist die Auslieferung nur, wenn das dem Angeklagten vorgeworfene Delikt auch in dessen Aufenthaltsland als Straftat beurteilt wird oder wenn in dem Staat, der den Haftbefehl erlässt, eine Mindeststrafe von drei Jahren vorgesehen ist.

Zypries äußerte indes die Erwartung, dass auch die britische Justiz selbst gegen Williamson ermittle. EU-Justizkommissar Jacques Barrot verurteilte Williamsons Äußerungen scharf.